da
Frühmorgens um 5:20 ging der Wecker, und da Marco, der Italiener, in seiner jugendlichen Begeisterung versprochen hatte, mitzukommen auf dem Weg zur Kathedrale, und das sogar ernst meinte, marschierten wir erstmal um dreiviertel sechs Richtung Pferdestall. Dort recht zügig gesattelt, es war ja keinerlei Zaun abzubauen, und es ging los, den Monte do Gozo hinab. Im Finstern natürlich. Die Ponys klappten wie üblich ihre Antennen ein und folgten uns in die Stadt. Saeta voraus, Maja mit Marco hinterdrein, immer den goldenfarbigen Muscheln am Boden nach. Mein Reiseengel hatte mich noch vorgewarnt, dass die Policia recht garstig und nicht zimperlich mit den Reitern umginge, möglicherweise wegen so einiger organisierter Reitertouren, die vielleicht nicht so brav ihr Schauferl mithaben und gar den Camino verunreinigten? Nun gut, ich verließ mich auf mein U-Boot-Talent und ließ es darauf ankommen, immerhin, eine Viertelstunde Tageslicht hätten wir so oder so, es wurde ca. um dreiviertel neun hell, am Tag vor der Zeitumstellung.
Schneller als gedacht fanden wir uns mitten in der Stadt, nun mußten wir noch den Abgang finden ohne Treppen. Marco war ja gestern schon hier gewesen, der kannte sich aus. Und dann standen wir plötzlich auf dem riesigen Vorplatz vor der Kathedrale in Santiago. Ganz konnte ich es noch nicht fassen, dass ich wirklich angekommen war. Wir machten einige Fotos, und natürlich hatten wir das Gschau von den Leuten. Ich hoffte nur, dass die Barrieren, und das Luftzelt, die gerade aufgebaut wurden, nicht sehr bald benötigt würden, Menschenmassen brauchte ich nun momentan gar nicht.
Nach der Fotosession begaben wir uns ins Pilgerbüro, das gar nicht so einfach zu finden war mit vierbeinigen Begleitern, aber dann war es ganz einfach, dort hineinzugehen, sogar ohne Marco hätte ich dort Helfer gefunden, um die Ponys zu halten. Eine Dame kam sogar extra aus dem Büro heraus, nur um die Ponys zu sehen. Die Ausstellung der Compostela, also der Urkunde, die dem Pilger bestätigt, den Pilgerweg absolviert zu haben, erfolgt mittlerweile mit Hilfe des Pilgers selbst, der in einen Bildschirm seine Daten eingibt, (vermutlich auch, damit der Name richtig geschrieben wird…) einschließlich der Angabe, mit welchem Transportmittel er gekommen ist, zu Fuß, mit dem Rad, zu Pferd, mit dem Schiff…. Ich frage mich, wie die anderen ca 500 bis 600 Reiter pro Jahr wohl herkommen… Vermutlich organisiert…
Anyways, nun hatte ich es schriftlich. Ego me absolvo. Früher (vielleicht auch noch heute?) galten einem die Sünden als vergeben, wenn man pilgernd auf dem Weg Santiago erreicht hatte. (Allerdings mußte man früher auch wieder zu Fuß nach Hause gehen, somit büßte man zweimal, das war mehr als verdient.) Inzwischen hatte ich mangels Frühstück einen ordentlichen Kohldampf und bat Marco, auf die Ponys aufzupassen, die wir ums Eck auf dem Rasen einer Wohnanlage zum wohlverdienten Frühstück abgestellt hatten. Nach einem Sandwich für mich und einer Tortilla für Marco und dem Überspielen der Fotos trennten sich unsere Wege wieder, ich dankte ihm für seine unkomplizierte Hilfe und das Abwimmeln der Policia, die genau in meiner Abwesenheit gekommen war und ihn (auf spanisch natürlich) darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Ponys verschwinden müßten, vermutlich hatten irgendeinem Vernaderer-Spanier der Wohnanlage die neuen Rasenmäher nicht gepaßt... Egal, die angedrohten 10 Minuten reizten wir ums Dreifache aus, es kam niemand. Dumm stellen hilft …
Danach machte ich mich auf den Weg raus aus der Stadt – erst mal nach Süden, wo ich einen Stallplatz reserviert bekommen hatte. Das hieß erstmal durch stylische Neubauten und Sportanlagen durch, dann war mal wieder eine unpassierbare Brücke auf dem Weg, und ich durfte wieder mal auf die Ausfallstraße, wie herrlich. An manchen Stellen kamen mir Pilger entgegen, denen ich aus vollem Herzen „buen camino“ wünschte, ich mußte ja nicht mehr rein mit den Pferden. Die kamen vermutlich auf dem portugiesischen Weg. Nach endloser Latscherei an der Straße lang checkten wir ein im Reitstall, nicht lange darauf schüttete es wie aus Schaffeln, ich war froh, im Trockenen zu stehen und parlierte mit dem Stallburschen, er sprach sogar Englisch! Die Reitlehrerin und ein paar Reiter waren gar Deutsche… Die Mädels waren vermutlich auch ganz glücklich, das Heu war gut, die Einstreu auch und es gab Kraftfutter!
Jetzt hieß es nur noch, zurück in die Stadt und mit den Mitgliedern der „Pilger-Familie“ feiern, nur, der Bus ging erst in 1,5 Stunden! Lust auf Gehen hatte ich schon gar keine, so versuchte ich mein Glück per Anhalter, zunächst vergeblich, doch auf dem Parkplatz eines Geschäftes hatte ich Glück und sprach eine Frau an, die - hurra – nach Santiago fuhr. Lourdes, der Engel des Tages, setzte mich gleich bei der Fußgängerzone ab und ich schmiß mich ins Gewühl der verwinkelten Gassen mit meiner Minimalausstattung für die Nacht – Fressalienrucksack mit Waschzeug und Minischlafsack. Giselle hatte mir noch den Namen ihrer Herberge verraten, die mußte ich nur noch finden und einchecken, bevor es zur Pilgermesse ging. Wo man beim Seiteneingang zur Sicherheitskontrolle anstehen muss, lange bevor die Messe beginnt.
Was zur Folge hat, dass man recht lange in der Bank sitzt… und die Müdigkeit einen übermannt, zumal dann die Messe auch noch fast zu 100% auf Spanisch abläuft. Selten so gedöst.
Nachher mußte ich dann noch das Lokal suchen, das zog sich ein wenig in die Länge, aber dabei traf ich wieder weitere Mitglieder der Pilgerfamilie, mitten in den Massen, es ist immer wieder erstaunlich, wie man „seine“ Leute immer wieder trifft. Auch Angelika und Peter hatte ich morgens vor dem Pilgerbüro begrüßt, die hatten uns durch ihr Hotelfenster vorbeiklackern gehört.
Das Abendessen war gut und günstig, die Stimmung gut, nur alle Pilgerfreunde waren ziemlich müde, bevor es ans Abschiednehmen ging, oder Vereinbarung, sich in Finisterre zu treffen. Mit manchen wurden noch Nummern ausgetauscht, und dann gings wieder ab in die Herberge, wo uns ein Schlafstündchen mehr geschenkt wurde.
ohne Worte... |
Vermeintlicher Null-Kilometer-Stein |
Die nette Dame aus dem Pilgerbüro |
Herzlichen Glückwunsch, freut mich für Dich dass du es geschafft hast.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ingrid aus Lohhof
Ingrid <3 you made it!!!
AntwortenLöschenIngrid are you going to Fisterra? I am there and leaving wednesday, tomorrow afternoon. Let me know if you arrive by then. you can call me since I didn't found you on WhatsApp. Looove
LöschenGratuliere ! Nimm einen kräftigen Schnapp Weihrauch, falls Du einen Gottesdienst besuchst . Gehts noch Richtung Finisterre ? Ich wünsche Euch weiterhin viel Kraft, Glück und Unterstützung auf dem Weg , egal wo er hinführt. Liebe Grüße Petra aus Frannggn
AntwortenLöschenCongratulations!!!! (Marco from italy)
AntwortenLöschenLiebe Ingrid,
AntwortenLöschenEs freut uns daa du es geschafft hast. Jetzt noch eine gute Heimfahrt.
Liebe Grüsse aus Zürich
Jippyyyy! 🥳🏆 Bravo!!!!!
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch und Chapeau für Ihre Ausdauer und den Mut. Ich freu mich wahnsinnig für Sie.
AntwortenLöschenLydia Köberl
Ingrid congratulations !! You're the best 🎶🥳👑🎉
AntwortenLöschenFrom Marine (France)
LöschenLiebe Ingrid, du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich für dich und mit dir freue. Für dich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Hut ab vor deinem Schneid und deinem Durchhaltevermögen. Komm gut wieder nach Hause. Pass auf dich auf und eine gute und sichere Heimreise. Herzliche Grüße von der Elisabeth
AntwortenLöschenGratuliere dir und den Vierbeinern. Im Nachgang magst du vielleicht das in meinen Augen witzigste Buch über diese Art von Pilgerfahrt lesen:
AntwortenLöschenTim Moore "Zwei Esel auf dem Jakobsweg" Selten so gelacht, wo es doch trotzdem um tiefe Erfahrungen der Seele geht...
Todas mis felicitaciones! Un abrazo muy fuerte, Irene
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