Die kleine und die große Reise

 


In Ussac hatte ich noch einen weiteren Ruhetag, den Sonntag. Da wunderbares Wetter war, die Sonne schien, machte ich einen kleinen Spaziergang mit den beiden Mädels. In der Früh hatten wir sage und schreibe Frost!! Die dicke Eisschicht auf dem Wasserkübel (5 cm!) bewies es… Die beiden freuten sich über ihren Ausgang und noch mehr über den Hagebuttenstrauch, den sie genüßlich abernteten. Gras war auch noch da am Wegesrand, das fanden sie auch gut. Kurz schwang ich mich auch auf Maja, aber nach einiger Zeit war ich doch am Überlegen, ob das so gescheit war, mit Saeta im Schlepptau, ohne Sattel… Dann auch noch die Hundephobie, die manchmal bei Maja auftritt… ich ging dann doch zu Fuß weiter. 

War keine blöde Idee, denn auf der Zielgeraden kam mir eine Horde Riesenhunde entgegen. Saeta, nicht faul, düste gleich mal los (ich hatte sie beim lauschigen Spaziergang mal kurz losgelassen, weil sie so brav mitmarschierte) Maja kriegte große Augen und etwas Stress, und das Chaos war perfekt, als die zwei Besitzerinnen ziemlich erfolglos versuchten, die Köter zu sich oder irgendwie zur Räson zu rufen. Fünf so Riesenviecher bellten blöd, sprangen um uns herum und machten nicht den geringsten Eindruck, auf irgend jemanden hören zu wollen. Zum Glück waren meine Mädels (und ich!!) so cool und ließen sich nicht stark beeindrucken, wie die das vielleicht gerne gehabt hätten. Auch Maja, wenn sie frei ist, gibt so manchem Hund mal mit gesenktem Kopf Grund zum Fürchten. Am Strick hat sie sich benommen, von Saeta kann ich nichts sagen, die hatte ja schon mal die Beine in die Hand genommen. Aber selbstbewußt, wie sie halt ist, waren die Hunde ihr relativ egal und wurden maximal zum Anlass genommen, mal ein bißchen durchzustarten. Die dadurch etwas beeindruckten Zweibeiner (hihi) entschuldigten sich vielmals und gaben mir die frischgefangene Saeta wieder,  natürlich hätten sie die Hunde nicht von der Leine lassen dürfen, aber auf dem Privatgrund der Schaffarm, da haben sie sich wohl getraut… Dominique, der Besitzer, schüttelte nur den Kopf, als ich ihm das erzählte. Auf der anderen Seite waren mal wieder mit Getöse die Jägersleut unterwegs, es war ja Sonntag. Bevor ich die Ponys auf ihre Weide brachte, ließ ich sie noch draußen etwas grasen in der Sonne, die Ballerei war mir etwas zu nahe an der Koppel.

So ging auch dieser Aufenthalt zu Ende, die Pilgerrichtung war ja bereits reversiert, so hatte das eine ganz andere Qualität. In der Zwischenzeit war bereits der Rücktransport organisiert, die Freundin aus Kärnten war schon ganz reiselustig und darauf eingestellt, mitsamt Hängergespann das erste Mal Frankreich unter die Räder zu nehmen. Einzig das genaue Timing war noch nicht ganz klar, aber das sollte sich bald ändern. Dominique hatte mir den guten Tipp gegeben, blablacar zu checken und ich fand einen Fahrer, der von Figeac bis St.Etienne fahren würde – am Mittwoch, gegen einen Obulus von 23 Euro. Das klang doch gut. Besser als Umwege mit Bus und eventuell streikender Bahn.

So machte ich mich dann am Montag auf zu meinem letzten Ritt, das letzte Stück würden wir nochmal in Rückwärtsrichtung pilgernd zurücklegen. Leider war der Himmel grau und es wollte mal wieder regnen. Dafür war Maja sehr frisch und Saeta ebenfalls. Dadurch, dass wir am Sonntag die Umgebung erkundet hatten, fand ich diesmal den „richtigen“ Weg zwischen der Farm und dem Dolmen, den vermutlich Dominique und Sylvie mit jeder Menge Accessoires ausstaffiert hatten, viele Muscheln, Holzfiguren, ein altes Telefon und – ganz besonders toll – ein Spiegel! Ein Pferd ohne Hinterteil, das war mal was Neues für die beiden, noch dazu eins, das ganz gleich aussieht und das gleiche macht…


 

Trotz Gabi (diesmal wars einfach, ich nahm einfach den Track vom Hinritt) verlief ich mich ein Mal, ich war die neue Reitrichtung wohl noch nicht gewohnt, hatte die Markierung verloren und gedachte mich nach einer Kurve wieder in den GR65 einzuordnen, bis ich feststellte – hmm, das kam mir bekannt vor, da war ich doch gerade? Tja, manchmal muss man genauer schauen und nachdenken, in welche Himmelsrichtung man will, ich hatte einen Kreis geritten! Aus alter Gewohnheit nach Westen.. Natürlich war ich dann wieder am GR, aber mit Extrakilometer. Beim nächsten Mal paßte ich aber besser auf, und fand auch die Markierung, nochmal sollte mir das nicht passieren.

Wie ein bißchen Heimkommen war die Ankunft bei Olivier und Marie in La Cassagnole, fleurauchapeau, hier war ich ja ohnehin ungern weggeritten. Hier wollte ich bleiben, bis das „Taxi“ für die Mädels kam. Was ich sicher wußte, es gab genügend Gras, das war das Wichtigste, die Ponys mußten nicht Hunger leiden und konnten in der selbstauferlegten Quarantäne etwas chillen. Das Wetter hätte netter sein können, aber nach Regen gab es auch wieder trockene Stunden. Und es gab wieder gemütliche Abendessen, sogar ein italienischer Abend war dabei (die beiden haben sich zum Italienisch lernen einen native speaker engagiert, das war lehrreich). Als Pilgerabschluss war das der würdigste Ort, den ich mir denken konnte.

Am Mittwoch Morgen wurde ich dann nach Figeac gebracht, und die große Reise begann. Zunächst mal als Beifahrerin von Blablacar Fahrer Adrien, in dessen Autschgerl ich recht bequem und kurzweilig bei Sonnenschein und angezuckerten Zentralmassiv“gipfeln“ die 4-5 Stunden bis St. Etienne zurücklegte, er brachte mich sozusagen fast vor die Haustür – dafür gabs dann noch ein Extrazuckerl von mir – ein Nusstörtchen aus Figeac. Rasch noch eingekauft für die Mini-WG meiner Freundin, und ich checkte mal dort ein, mit Biersixpack, Chips und Mousse au Chocolat, die Party konnte beginnen. Meine großen Packtaschen warteten auch schon.

Party wars natürlich keine große, sondern ein gemütliches Abendessen zu viert, noch rasch die Vergewisserung, die Kärntner Freundin hatte es inzwischen bis hinter Mailand geschafft, und wir würden dann am nächsten Tag in St.Etienne zusammentreffen.


 (Maja überlegt kurz, wen sie anrufen soll... )

Dolmen und Steinsitz von der anderen Seite


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