Die letzten Tage in Frankreich

 

Nach dem erfrischenden Jurtenschlaf bekamen wir ein Frühstück, die Ladies im Stall noch Heu, und nach herzlicher Verabschiedung starteten wir zur zweiten Etappe. Ursprünglich als eine Strecke bis über die Grenze angedacht, fiel die Entscheidung aber so aus, dass ich noch Patricia, die Dame mit dem großen Herz für Wanderreiter, die mich unbekannterweise auf ihrem Grundstück hatte übernachten lassen, besuchen wollte, das lag so in etwa in der Mitte, und das war ganz gut so, denn wir hatten so gar keinen Stress mit dem Einladen und die Strecke würde auch ganz passabel fahrbar sein. Kurzfristig angerufen und befragt, ob wir kommen könnten, hatten wir auch Glück, einen Tag später wäre es nicht gegangen. So brachen wir am Vormittag auf, um weiter nach Osten zu fahren, die liebe „Kaddi“ wollte mich zwar stets auf die Autobahn lotsen, aber ich blieb stur, hatte ich doch die ungefähre Richtung noch im Kopf, ich war ja schließlich hergeritten. Meine Gabi blieb stumm, aber treu, ihr konnte ich jedenfalls entnehmen, ob die Richtung passte. Sie passte, so fuhren wir maut- und relativ kurvenfrei Richtung Roanne und weiter übers platte Land nach Frangy-en-Bresse, wo sich die Ponys diesmal über einen eigenen Offenstall mit Heu freuen durften. Die riesige Koppel dazu hatte Patricia eigens für die Ladys freigemacht, ich hoffe, ihre eigenen Vierbeiner waren nicht allzu traurig, die Nacht im Offenstall ohne Weide verbringen zu dürfen. Es hatte bereits einen ziemlichen „Zapfen“ als wir ankamen, und abends waren die Temperaturen bereits unter Null gesunken. Umso schöner saßen wir bei Ofenfeuer und Raclette beim Abendessen und wir konnten einander nach Herzenslust unsere Pferdegeschichten erzählen, noch dazu auf deutsch. Beim ersten Treffen war das Ratschen ja wirklich zu kurz gekommen.

Einen Schrecken hatte uns allerdings der Hänger eingejagt – beim Saubermachen fiel eine Delle auf, die sich bei genauerer Inspektion als Loch im Boden herausstellte! Durch die Abdeckung war das zunächst nicht aufgefallen, oder hatte sich im Laufe der Fahrt so entwickelt. Puh, bis hierher nochmal gutgegangen, aber was nun? Patricia kennt zum Glück die richtigen Leute, und so erhielten wir die Zusage eines „Mannes für alle Fälle“, dass wir am nächsten Morgen um zehn würden vorbeikommen können – es war Samstag Abend… In der Hoffnung, dass wir eine Lösung für das Problem finden würden, schliefen wir gut in den Sonntag.

Auf der ersten Strecke hatten wir uns in der Fromagerie mit allerlei Käsesorten eingedeckt, und in Montbrison hatte ich noch den Supermarktbestand an Crème brulée geplündert sowie für sonstigen Proviant gesorgt, so dass wir das Wochenende nicht verhungern würden. Punkt zehn standen wir bei Jean-Francois auf der Matte, der zauberhafterweise mit einem Stück Siebdruckboden aushalf, welches auch noch ganz genau in die Hängerhälfte paßte, wo der Schaden war. Draufgeschraubt und weiter gings. Naja, nicht ganz. Vorher wurden wir noch auf ein Getränk in die gute Stube eingeladen und konnten noch weitere künstlerische Werke bewundern. Was man aus Eisen so alles machen kann, wenn man nur die Muße, die Kreativität und die Fähigkeit hat – erstaunlich! Wir konnten so guten Gewissens die nächste Etappe angehen ohne Angst zu haben, dass Maja würde mitlaufen müssen. Hätte vielleicht Sprit gespart, aber lieber nicht ausprobieren…

Dieser Tag war wettertechnisch der beste, sogar die Sonne kam kurz raus. Kalt wars halt. Und aus diversen Wetterberichten hatten wir entnommen, dass es daheim zu einem ziemlichen Schneechaos gekommen war, da war zu hoffen, dass es uns verschonen würde. Immerhin hatten wir es bisher geschafft, dem Schneefall weitestgehend zu entkommen, bis auf ein paar Zentimeter, die über Nacht gefallen waren, aber beim Fahren nicht weiter störten. Wir gondelten noch mautfrei durch manche Ortschaft, durch die ich schon geritten war, zum Beispiel das nette Arlay, ganz besonders aber wollte ich nochmal die Patisserie in Arbois finden, ob sie eventuell auf hätte und noch mal so ein lecker-knuspriges Mandelteil ergattern, aber die Hängeraktion hatte uns zuviel Zeit gekostet, da war leider leider schon zu. Da muss ich wohl nächstes Mal wieder vorbeischauen.

Ach ja, nächstes Mal… Wann auch immer das sein wird. Jedenfalls fuhren wir ab Besancon (das nächstes Mal auch einen Besuch erhalten wird) dann endgültig auf die Autobahn, um über Belfort und Mulhouse Frankreich den Rücken zu kehren. Au revoir, ich komme sicher noch mal wieder!

Kaum hatten wir nach der Rheinüberquerung (diesmal recht langweilig) wieder deutschen Boden unter den Rädern, lag auch schon Schnee, und wir peilten den Dreherhof an, wo ich die Hufbearbeitungssachen zurückgelassen hatte. Die gute (Hu)Fee ließ es sich nicht nehmen, sie mir persönlich zu überreichen, und die gute Hausfee, die wiederum namentlich nicht erwähnt werden will, brachte uns noch Tee und Köstlichkeiten, die wir mangels Hunger gar nicht auskosten konnten. Schön war es, wie Heimkehrende begrüßt zu werden und fast tat es einem schon leid, nicht noch einen Tag extra einzuplanen, aber es wäre auch gar kein Platz gewesen. Weiter ging es dann am Rhein entlang zum Isländerhof zum Wasserfall, wo unser Zimmer schon auf uns wartete. Doch zuvor hatten wir noch Streit mit Kaddi, die uns partout da lang fahren lassen wollte, wo es gesperrt war, und in weiterer Folge auch noch ein paar Eigenwilligkeiten auf Lager hatte. Durch die Schneefälle waren nämlich etliche Bäume auf die Straßen gefallen und mit Hänger irgendwo steckenzubleiben war wirklich das Letzte, was ich mir erträumt hätte. Noch „netter“ wäre steckenbleiben und nicht umdrehen können. Zum Glück war das Gespann gerade so schlank und kurz, dass das Wendemanöver vor der Sperre gelang, und wir den Umweg über Waldshut nehmen konnten, der besser geräumt war. Das letzte Stück war dann nochmal etwas herausfordernd, denn wir befanden uns ja schließlich im Schwarzwald, wenn auch am südlichen Zipfel, das heißt, die Straßen waren doch stellenweise recht glatt. Doch zum Wasserfall geht’s am Ende zum Glück bergab, und wir konnten das Gespann, die Ladys und uns problemlos einchecken. Eine Dusche war dann auch mal wieder ein Genuss nach dem Abendessen. Unsere Gastgeber kamen nach einer unguten Nebelfahrt sogar noch nach uns an, und für den nächsten Tag waren schwierige Fahrverhältnisse angesagt. Mal sehen, wie sich das entwickeln würde.


 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heimfahrt

Verica, bitte melde dich!

da