Manchmal sind Umwege die besten Wege
Etappe 16 – Jetzt wird’s endlich Countryside – aus Versehen…
Eingedenk der Information, dass die Kinderreitcamps heute beginnen würden, waren wir früh aus den Federn, naja, eher weg vom eh viel zu warmen Schlafsack, der dient in diesen Tagen eher zur Verstärkung der Unterlage. Zudecken bringt akutes Saunafeeling mit sich.
Das Gute an Kinderreitlagern auswärts ist, sie gehen einen nix an… 😉 Die Ponyhofponys, die nachts draußen weilten, kämen ca. um halb zehn rein, bis dahin… also gut, schnelles Frühstück, das nun trockene Zelt einpacken, in rekordverdächtiger Zeit aufpackeln, und „nur“ noch schnell ein Nachtquartier finden, solange noch Saft auf dem notebook ist. Der Hausherr, dazu befragt, gibt mir eine Telefonnummer einer Wanderreitstation und meint dazu, der Ort befinde sich in Untermühlhausen. Die Karte gecheckt, genau Richtung Westen. Super. Entfernung? Ca. 16 km? Machen wir! Ich rufe an und erfahre, es sei genug Platz da, wir sollen ruhig kommen. Duschen? (einer der Punkte, die auf unserer Prioritätenliste immer weiter nach oben wandern) a ja, das ließe sich einrichten. Die Wegbeschreibung? Adresse? Ja, so und so sollten wir reiten, beim Speichersee könnte man einkehren, naja, aber ob da viel Wald, wäre? Hmmm, ob wir den Waldweg fänden? Wir sollen einfach mal bis Finnland, äh, Finning planen und dann wieder anrufen. Ich schon mal Gabi gefüttert, die Pferde und wir stehen bereit zum nächsten Hitzemarsch. Da stellt sich bei genauerer Betrachtung raus, dass Obermühlhausen (kleiner Unterschied, große Wirkung) eher noch südlicher als westlich liegt.
Was machen wir, kurze Beratung. Wir riskieren den Schlenker nach Süden Richtung Ammersee, wir haben ohnehin die Schotterpisten der letzten Tage schon satt und einen Hintergedanken Richtung Dießen. Navigabi verheißt immerhin zwei Waldstrecken, die erste relativ bald. Wir gehen los, an staunenden Kinderlein vorbei. Erste Freßrast im Wald, Saeta entdeckt die große Freiheit Nummer Sieben, sie testet auf eigene Faust mal einen neuen Freßpfad. Einmal wenn man das Seil ausläßt, tsss..
In Windach lassen wir unsern gefühlten 250er Puls bei geschätzten 45 Grad mal abkühlen unter drei Ortsbäumen und snacken was, da kommen die Nachbarn herbei und fragen, ob die Pferde wohl Wasser bräuchten? Ja gerne, unsere kleinen Ponys trinken aus zwei kleinen Kübelchen gesittet und ohne Streiten alles leer. Vielen Dank, wir legen bei den Wasserheiligen gute Worte ein.
Auf zur nächsten Waldetappe. Die war recht abenteuerlich eng, ein paar Baumhindernisse mußten umschifft werden, Maja und Saeta erweisen sich mittlerweile als ganz gutes Team, auch wenn sie ab und an gutes Zureden brauchen, die eine so, die andere so… 😉 So meistern wir die Engstellen, einmal mit umgestürztem Baum, in Maßarbeit. Na ja, die eine oder andere Macke an den Packtaschen läßt sich manchmal nicht ganz vermeiden…
Der Wald endet, mit ihm unsere Navigation, ich rufe wieder an. Ich bekomme eine Erklärung für Frauen für den weiteren Weg (Leser von „Männer sind anders. Frauen auch“ , „warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ oder Kenner von Vera Birkenbihls „Der kleine Unterschied“ werden wissen, was ich meine…), der Mann am anderen Ende weiß ja nicht, dass ich im Kartenlesen eindeutig männlich geprägt (Norden MUSS nach oben!), mit GPS ausgestattet bin und nur noch nach den Koordinaten lechze. Am Ende habe ich gewonnen und „Obermühlhausen“ in die Gabi gespeichert, es kann weitergehen.
Nach Finning öffnet sich auf einmal die Landschaft, der Schotter auf dem platten Land ist weg, sanfte Hügel erinnern an „Allgäu light“ (wir hatten fast vergessen, wie Hügel aussehen), also fast so schee wie dahoam. Nach platter Kilometerfresserei endlich sowas wie eine Offenbarung.
In dem Ort angekommen, letztes Feintuning. Wir finden sogar endlich den nicht eingezeichneten Weg, der uns zum Schlichterhof führen wird, der sich bis zur allerletzten Kurve vor uns versteckt hielt. Konny empfing uns mit den Worten „na wie kommts denn ihr daher“ – jaa, es war immer noch heiß und die Zunge klebte etwas am Gaumen, der Schritt nach guten 20 Ofenkilometern nicht mehr ganz so energisch wie am Morgen... Unsere drei Liter hatten wir brav getrunken, aber gefühlt zehn rausgeschwitzt. Er versorgte uns mustergültig. Erst bekamen die Ponys, dann wir eine Dusche, erstere freuten sich riesig über die ebensolche Koppel und wir über den Pizzaservice und die dargebotenen Getränke. Der Abend wurde mit den Einstellern des Hofes noch lang und feuchtfröhlich, bevor wir im rustikalen Reiterstüberl (gut isoliert, daher kühl!!) unsere Matten aufschlugen.
Wir entschieden, am Folgetag zu pausieren, einen weiteren Backofentag brauchten wir nicht unbedingt, fühlten uns eher „well done“ als „medium“ gebraten. Zumal unser nächstes Ziel erst am nächsten Tag erreichbar war und wir die Pferde gut versorgt wußten. Wir nutzten den Morgen zum Einkaufen und Frühstücken im Dorfladen von Thaining (sehr süß und empfehlenswert), besuchten Issing, wanderten ca 10 km pferdelos (ganz ohne Kilometerleistung geht’s halt doch nicht), planten die nächste Route, pflegten unsere hitzegeschädigten Körperteile, ratschten mit netten Leuten, die uns weitere Tipps für Unterkünfte gaben und abends kehrten wir in der Wirtschaft in Achselschwang ein. Es war Schnitzeltag… Zum Glück gabs auch anderes. Nach netten Unterhaltungen mit den Sitznachbarn, mit Konny und Tine beschlossen wir den Abend.
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