It's a loong way...
Etappe 22 -
Monika verwöhnte uns mit einem super Frühstück und wie es bei Pferdeleuten so ist, mit den Pferdegeschichten kommt man oft vom Hundertsten ins Tausendste, so fanden wir uns leicht verspätet zu unserer ungeliebten Hausaufgabe ein – Majas Eisen Nr. 2. Das hätte den heutigen Tag jedenfalls nicht überlebt, so waren wir froh, als es in neuer Pracht an Majas Huf angebracht war.
Der letzte Augusttag, heute würden wir unser Bayern verlassen und die Iller queren. Ich hatte als Luxus mal gleich drei nächste Etappen geplant an diesem Vormittag, die erste wieder ca. 33 km, zu einem Ort, den ich einfach zufällig, weils paßte, auf der Luftbildkarte entdeckt hatte – ein Bio-Betrieb mit Hofladen in Englisweiler. (Ganz ehrlich gesagt, wollten wir auch nicht unbedingt ca 100 Euro pro Nase für die ebenfalls in der Richtung gelegene Wanderreitstation ausgeben, so daß wir Alternativen anpeilten.) Dort flugs angerufen, sagte eine sympathische Stimme gleich zu, das gefiel mir. Wann wir ankämen, das konnte ich noch nicht wirklich sagen, die Packerei ist noch immer zeitraubend und bevor wir alles gewogen haben, ist nicht wirklich eine Aussage über Abritt, geschweige denn Ankunft möglich.
Ich frage mich sowieso,
ob der Packsattel-Baron (nein, das ist kein Titel, sondern ein Name) bei den
Einhängehaken berücksichtigt hat, dass es kleine Frauen gibt. Mir sind die Dinger
jedes Mal zu weit oben, ich kriege den hinteren Aufhänger rein, aber mit dem
vorderen ist es jedesmal ein Gefummel. Dabei hab ich ja nicht mal riesige Pferde! Dann glaube ich ehrlich gesagt nicht,
dass der gute Konstrukteur des zugegebenermaßen relativ gut durchdachten Packsattels
das Problem des Aushakens kennt, was meist dann passiert, wenn das Packpferd
mit dem Führpferd, den Leitplanken oder dem Nachbarpferd kollidiert. In Island
haben die Packtaschen oben Verschlüsse… So brav Saeta mittlerweile mitläuft, manchmal
ist sie unterwegs wie ein Panzer. Ob es daran liegt, dass die Packtaschen aus
Militärbeständen stammen? Jedenfalls werde ich den Herrn bei passender
Gelegenheit mal nach Verbesserungsvorschlägen fragen. Vielleicht geht der ja auch nur gemütlich wandern, zu Fuß...
Bei Saeta hatte sich ein Hautstück in der Sattellage gelöst, und jetzt war die Stelle blöderweise offen. Dort hatte sie einen Insektenstich gehabt, der durch den Druck vermutlich etwas aufgerieben worden war. Wir bekamen dankenswerter Weise von Monika zwei Stück Schaumstoff, schnitten ein Loch hinein und sattelten mit einem Patch gut eingeschmiert drunter. Zuvor hatte ich noch Drachenblut draufgetropft. Wir hofften das beste. Zum Glück ist sie nicht empfindlich…
Recht spät kamen wir erst los, es war nach Mittag. Reitwetter optimal, wolkig, nicht heiß, kein Niederschlag. Durch die Euphorie, bereits drei Stationen durchgeplant zu haben, hatte ich verabsäumt, die erste Route nach schwierigen Stellen durchzusehen. Sonst wäre mir aufgefallen, dass die Querung der Iller mit einem kleinen Umweg verbunden war und etwas seltsame Wegführung hatte. Schwerer Fehler. Das wäre eigentlich nicht das Problem gewesen, aber die Route führte über einen nicht für Pferde geeigneten gesperrten Übergang, was wir erst um halb sieben abends realisierten, als wir dort standen. Wie nun weiter. Das Weiterkommen würde sowieso sportlich werden. Also angerufen, es würde spät werden. Rausfinden, wo man denn tatsächlich über die Iller käme. Bayern wollte uns so schnell einfach nicht gehen lassen, schien es. Beim Einreiten durch einen Wald zur Iller hinab hatten wir eine sehr dicke schwarze Katze vor uns am Weg laufen gesehen. Seltsam. Ein schlechtes Omen? Zumindest wars das erste Mal, dass uns Wanderreitkarte.de ein wenig im Stich ließ.
Wir entschieden uns für die weiter nördliche Variante, und gaben erst noch richtig Gas am Ufer entlang. Anders würden wir den Übergang wohl heute nicht mehr schaffen. Blöd nur, dass uns dieser Umweg auch noch weiter östlich führte. So kamen noch zusätzliche 15 km hinzu! Die Pferde gaben Fersengeld, immerhin waren sie lauffreudig, der Weg gut und eben. In Egelsee gelang es uns dann endgültig, Baden-Württembergischen Boden unter die Hufe zu bekommen. Da war es auch schon dämmerig. Durch den Umweg mußten wir unseren weiteren Weg bis Rot an der Rot auch noch neu einspeichern. Wir sahen eigenartigerweise wieder eine schwarze Katze vor uns laufen. Aberglaube ist uns zwar nicht eigen, aber komisch wars doch. Zum Glück führte uns Gabi mit Beleuchtung durch den immer finsterer werdenden Wald. Wir packten unsere Lampen und Warnwesten aus.
Durch das letzte Waldstück durch, da standen wir vor einem Zaun.
Wildgatter davor. Zwar gab es ein Tor, aber der Hinweis auf Wildtiere ließ uns
zögern, da mit den Ponys reinzugehen. Schließlich war es dunkel. Auf
Wildschweinbegegnungen der anderen Art hatten wir definitiv keine Lust. Wir
stapften gottergeben
durch die Dunkelheit, bis am Ende des Waldes das Ziel nahe
war, „vor Augen“ wäre eine Übertreibung, trotz Vollmond war die Sicht nicht
wirklich gut. Zuletzt steckten wir noch an einem Viehtor sozusagen fest, über
Rinderkoppeln laufen ist auch keine Option, nachts schon gar nicht. Also
nochmals umgekehrt, das Dorf umrundet, und zu nachtschlafender Zeit angekommen.
Die Hausfrau peinlicherweise aus dem Schlaf geklingelt, standen wir da, die
zerknirschten Reiterlein. Trotzdem oder gerade deshalb wurde uns nach dem
Versorgen der Ponys auf das herzlichste noch eine Suppe dargeboten und ein
trockenes Schlafplätzchen gab es auch noch. Also nicht auch noch Zelt aufbauen,
Erleichterung. Ziemlich erledigt schliefen wir den Schlaf der Gerechten,
durchsetzt mit teilweise etwas schrägen Träumen.
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