... bis zum Meer
Heute sollte es also zum Meer gehen, die wirklich letzte Etappe, denn vom Ende der Welt (finis terrae) geht es nicht weiter, außer man schwimmt. Und dann käme man nach Amerika, aber will man das?
Mein Bedarf an Wildem Westen war jedenfalls überschaubar geworden, als ich mich an die letzte Strecke machte, die Ponys satt und vollgefressen, das Wetter gut, das Frühstück akzeptabel, der Weg schön. Die Sonne strahlte warm vom Himmel, als ich die letzten ca 30 Kilometer in Angriff nahm. Heute mal keine Irritationen jedweder Art, nur noch weitergehen und ankommen, an einem Platz, der mich schon fast sehnsüchtig erwartete - welch ein Unterschied! Ich war gespannt darauf, meinen Reise-Engel endlich persönlich kennenzulernen. Auf Sand/Schotterwegen mit schattigem Baumbestand näherten wir uns Schritt für Schritt Fisterra. An manchen Stellen konnte ich in der Ferne schon tiefes Blau sehen – war das schon das Meer? Beim nächsten Aussichtspunkt war es klar: ja! Immer größer wurden die blauen Ausschnitte, und in der ersten Stadt, Cee, war es dann soweit, ich war fast am Ziel, jedenfalls am Meer! Zunächst mußte ich erst noch meinen Magen füllen, denn meine Essensbestände waren jetzt gegen Null geschrumpft, außer einem Müsliriegel von daheim fand sich nichts mehr an potenzieller Brotzeit in meinen Taschen, so dass ich dort eine Bar mit Anbindemöglichkeit dazu nutzte, ein „vegetarisches“ Sandwich zu verspeisen, um das Magenknurren hintan zu halten. Man darf raten, was im Brot versteckt war: Thunfisch – tja…
Weiter gings über Straßen und Sträßchen, fast blieben wir noch stecken, weil der Fußweg wirklich zu steinig und eng war, aber diesmal machte ich gleich anfangs kurzen Prozeß, drehte gleich um und wir nahmen den Radweg. Mein Engel hatte mir schon geschrieben, ich könne sie am Strand kurz vor Fisterra schon mal begrüßen, sie sei dort unweit des Camino. Irgendwie verpaßte ich aber die richtige Stelle und landete dann an einem anderen Strand, richtiger Sand, richtiges Meer! Da wollte ich doch mal probieren, näher hinzureiten. Doch Saeta war heute nicht die Allermutigste, der weiche Sand war ihr suspekt, und bis zum feuchten, festeren, haben wir es nicht geschafft, mit den Wellen konnte sie sich nicht anfreunden. Soviel zum Thema „Strandritt“, haha. Zum Glück gehörte ich noch nie zu denen, die das unbedingt machen müssen, mir reichte es, am Strand entlang zu gehen, das war schön genug. Mittlerweile hatte ich einen neuen Treffpunkt ausgemacht und am Ende des Strand-Caminos war es dann soweit. Mit einer herzlichen Umarmung wurden wir begrüßt und ich brauchte von da an nur noch auf ein Pferdchen aufzupassen. Durch ein Gewirr von Straßen und Wegen kamen wir zu ihrem Haus, wo eine große Wiese nebenan nur darauf wartete, eingezäunt zu werden. Punktgenau zum Sonnenuntergang war alles fertig, den konnten wir gleich bestaunen, mustergültig versank die Sonne im Meer, wie es sich gehört.
Wir feierten die Ankunft gemeinsam mit einem ganzen Pilger-Tisch in einem netten Fischlokal (jetzt wars auch schon egal, also dann eben Fisch) und die Zeit verging im Fluge beim Geschichten erzählen, so dass ich ganz verblüfft war, als vom Tisch nebenan … Daniela mich anstupste! War sie glatt mit den ganzen anderen Pilgern im gleichen Lokal gewesen! Die Freude war groß und endlich kamen wir dazu, unsere Nummern auszutauschen. Wieder ein kleines Camino-Wunder. Bis wir zu Hause waren, war es nach Mitternacht, wir holten noch ihr Pferdchen auf die Nachbarwiese dazu, und fielen in den Schlaf der Gerechten, der von noch gerechterem Ausschlafen (fast schon vergessen…) gekrönt würde.
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der erste richtige Blick aufs Meer |
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kleiner Scherz in Cee |
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husch husch, weg war sie |
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