Auf den "echten" Jakobsweg und wieder runter

 

Wieder auf eigener Spur            

Den Tag darauf verbrachte ich zu 100% auf dem originalen Jakobsweg, ich hätte Gabi nicht mal "füttern" müssen, den Weg hätte ich auch so gefunden. Allerdings muss ich sagen, findet die Routenführung nicht genauso hundertprozentig meine Zustimmung. Da geht’s doch recht lange auf den Straßen dahin. Hat zwar Vorteile, weil man sich so gut wie nicht verlaufen kann, und weiß, da sollte ein Durchkommen sein (das ist bei Gabi und der Wanderreitkarte nicht immer so der Fall), aber hmmm… na ja. Jedenfalls wars nicht weit von Crevans nach Villersexel, die Damen freuten sich dermaßen über die kurze Etappe, dass sie bei der Ankunft im Poneyclub völlig außer Rand und Band auf der Koppel rumbuckelten… (warums immer Ponyclub heißt, wo doch meistens Großpferde dort rumlaufen??) Vielleicht war ihnen das Boxenleben in Verbindung mit dem langsamen Gepilgere etwas zu fad? Die dortigen Reitschüler hatten nebenan jedenfalls alle Hände voll zu tun, und die ritten ohne Sattel… :-D Das Zelt unterm Baum aufgestellt, erwartete ich – nachdem ich in La Terrasse noch fein essen war – den nächtlichen Tau, aber da es so trocken ist, tat sich da gar nicht viel, grade dass die Vorderfront feucht wurde… Die Nacht jedenfalls war etwas unruhig, im Schloss Villersexel wurde geheiratet mit Wummstrara (vermutlich open-air, mich hats fast von der Matte gehauen) Aber irgendwann war doch mal Ruhe.

Überraschender Ausblick von der Gloriette, mitten aufm "Berg"

 

 

Den folgenden Sonntag packte ich gemütlich die schon trockenen Sachen ein, bis auf den letzten Drücker war nicht klar, wohins heute gehen sollte, doch Ophelie hatte dann doch noch einen Draht zu einem Platz, also tuckerte ich los. Diesmal Richtung Süden. Spart übrigens auch Kilometer, der offizielle Jakobsweg macht so einen Schlenker, womöglich, dass man ja keine Kirchen verpaßt. Die Besuche derselben sind mit dem Pferd ja eh nicht möglich, also lass ich das mal aus, zumal die Perspektive auf eine für Fußgänger und Radfahrer asphaltierte aufgelassene Eisenbahntrasse eher mäßig begeistert. Den TGV hab ich außerdem jetzt auch schon oft genug gesehen. Also ab in den Süden. Noch gute 200 km bis Taizé bzw. Cluny. Dann wird man weitersehen.

Das Wetter wie immer sonnig, für den Pelz der Damen einfach zu warm. War aber eh nicht weit, wieder nur ca 16 km. Bei der Ankunft stellten wir erstmal fest, die angepeilte Koppel mit dem Pferd des Mädls zu teilen, wäre bei Saetas beschlagenen Hinterhufen vielleicht nicht so die klasse Idee, die zweite Koppel war sonderbarer- und unbekannterweise von einem Wohnwagen besetzt und auf dem Weg zur dritten Koppel trafen wir die Besitzer des Grundstückes davor, deren Pferde grade nicht da waren. Das waren waschechte Engländer. Mit einem waschechten englischen Akzent im Französischen, klingt ja lustig. (Keine Ahnung, wie lustig ich mich in französischen Ohren anhöre…) Die jedenfalls haben uns gleich Asyl gewährt, Heu war auch da, alles gut, nur noch das Zelt vor Einbruch der Dunkelheit aufbauen. Doch halt – Nachbar Fernand hatte noch eine bessere Idee – seine Gartenhütte, da könnte ich gerne bleiben, und Suppe gäbs auch gleich. Eine Dusche auch! Fantastisch. So kam ich dann zu sehr nettem Familienanschluss und wir radebrechten noch bis spät abends, dem Französisch hats gutgetan, nur mein Kopf schwirrte etwas von der sprachlichen Expansion. Michelle, seine Frau, gab sich jedenfalls redlich Mühe, die Konversation so geschmeidig wie möglich zu machen. Immerhin, ich versteh fast die Hälfte 😊

 

Gastgeberin mit schnuckeliger Gartenhütte im Hintergrund
Die Damen hatten Gesellschaft... wer da jetzt zickiger war, sei dahingestellt...


Am Montag das übliche Ratespiel, wo gibt’s in der angepeilten Richtung Pferdeställe, Dave hatte auch gleich einen Tipp, Michelle hängte sich ans Telefon und hurra, es klappte. Seit ich vom offiziellen Jakobsweg wieder Richtung Süd abgebogen bin, wird die Wegefindung wieder spannender, hat Gabi mehr zu tun, und ich auch. Dieses Mal hatte ich zwei Möglichkeiten, ein Vorschlag über den Wald und einer über mehr Straßen, Direktnavigation von GPS-Gabi. Da ich keinesfalls zu spät kommen wollte, die Waldroute mehr Höhenmeter aufwies und außerdem nie ganz so sicher ist, obs die Wege alle gibt (mal navigierten wir in luftleerem Waldraum, eine Karte hatte dort einen Weg, die andere nicht. Zum Glück gabs ihn…) wählte ich die straßenlastige Variante, die aber zunächst recht lauschig daherkam. 

Bei solchen Straßen kann mans aushalten, Pferdegrünstreifen inklusive.
hier gabs ja doch mal (gepflegtes) Wasser


Nur im letzten Viertel hätten wir im Berufsverkehr auf der Straße nach Besancon lang sollen, das war mir nicht recht, da machten wir sicherheitshalber einen Umweg. Der führte uns dann gleich quasi durch den „Hintereingang“ nach Rigney, zum dortigen Pferdestall, der von Celia, einer jungen Frau geführt wird. Alles super sauber und auch geruchstechnisch einwandfrei, so dass ich fragte, ob ich im Stall nächtigen dürfte, weil dort wars echt gemütlich. War kein Problem, die Nacht war sogar fast insektenfrei. Wens interessiert: Dortige Boxenpreise um die 400 Euro. Mit Platz und Halle. Allerdings ohne Stüberl. Schon kurios. Das Abendessen auch, Pizza aus der Box. Eintippen, Kartenzahlung, 3 Minuten warten, Schachtel wird ausgegeben. Pfff… fühlte mich an den Eis-Roboter erinnert. Das örtliche Restaurant hatte leider abends zu.


 spooky, der Pizzarobbi


Das Dienstagsratespiel brachte mich zu einem Stall östlich von Besancon (direkte Linie ginge durch die Stadt, aber das spar ich mir, Saeta hat sich neulich zum Straßenkacker entwickelt, das treib ich ihr wieder aus.) Allerhand Höhenmeter waren da zu bewältigen, dafür so gut wie kein Verkehr und bis nachmittags um fünf 0,0% Leute auf dem Weg. Alles im Wald auf der Höhenlinie lang, einen steilen Abstieg hatten wir, diesmal blieb die Ladung halbwegs dort, wo sie hingehört, nachsatteln mußte ich trotzdem, weil das Reflektor-Hinterzeug halt nur das Gröbste verhindert. Immerhin, besser als hinter die Ohren, rutscht der Packsattel dann bloß auf die Schultern vor. Das geht wenigstens leicht zu korrigieren. Den letzten Anstieg auf den „Mont“, hab ich dann das steile Stück verweigert, lieber länger Serpentinen gehen als ständig mit Saeta diskutieren. So hat sie also gewonnen, ich war aber auch froh. 

Saeta geht schon mal vor...

 

700 Meter vor dem Ziel dann ein Durchschlupf – für Menschen. Hrgrmpf. Den Routenplaner wenn ich erwische… Zum Glück war kein Strom auf dem Zaun, ich mal sicherheitshalber die Stallbesitzerin angerufen (telefonieren auf Französisch ist noch immer ein Alptraum, nix verstehn…) ob ich den aufmachen könnte und durchgehen. Soweit ichs verstanden hab, wars okay. Sie kam dann mit dem Auto entgegen und half mir den Zaun wieder zumachen. Puh. Entschädigung: eine piekfeine Dusche neben dem Stüberl, das auch sehr nett gestaltet ist. Und, mal wieder selber Abendessen kochen.

 

 

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