Le Puy en Velay

 

Der Abend und das Frühstück in der „richtigen“ Pilgerherberge war noch ganz nett verlaufen, Alexis und Genevieve und Claire waren fast schon Experten in Sachen Jakobsweg, was ich so mitgekriegt habe, und viele beginnen „ihren“ Weg erst in Le Puy en Velay, da, wo ich nachmittags wohl ankommen würde, denn die Strecke war nicht gar so weit. Das hieß, ich musste nicht eilen beim Bepacken, sowieso nicht, weil ich nur die kleine Garnitur auspacken mußte. Also weder Zaun noch Zelt – nur der Schlafsack wäre ganz praktisch gewesen, in diesen gîtes weiß man nie, ob es Bettwäsche gibt, aber es waren schließlich Decken da. Trotzdem benötigt man für die Zeit vom Pferde holen bis zum Losgehen immer noch mindestens eine Stunde, es hilft zwar, dass nicht mehr die großen Packtaschen zu wuchten sind, aber trotzdem, die Handgriffe sind die gleichen, auch wenn die Taschen nun  eher putzig an der Saeta-Seite aussehen, ordentlich eingehängt müssen sie ja doch werden. Ich liebäugelte noch mit der Möglichkeit eines Gepäcktransports für die nächsten zwei Tage, man hatte gemeint, das wäre bergig, allerdings ginge der nächste Woche auf Urlaub, und ich müßte schon genau wissen, bis nachmittags, wohin das Gepäck zu bringen wäre. Hm, mal sehen..

Gleich zu Beginn der heutigen Tour wollte ich den beiden was Gutes tun und ein bisschen Luzerne naschen lassen – eindeutig ein Fehler. Nicht nur, dass ganz wenig dort stand, wo ich vermutete, auch hatten die Damen eigene Pläne und ich durfte sie wieder zusammensammeln und als ich weiterreiten wollte, mochte Fräulein Saeta kein zweites Mal über den kleinen Graben gehen, den sie vorher cool gemeistert hatte. Die Folge – Halfter demoliert, gleich mal abgehauen, im Galopp, aha, diesmal sitzen die Packtaschen gut, kein Verrutschen. Mit Maja im Galopp hinterdrein (Max. Geschwindigkeit 24 kmh) und wieder von der Wiese pflücken. Halfter reparieren. Zehnmal mindestens tief durchatmen. Weiter geht’s. Da steigt der Adrenalinspiegel schon mal kurzfristig.

Aber der Rest des Weges verlief gut, das Wetter war gut, bis auf einen Schauer nachmittags; wir kamen auch an richtiger Luzerne vorbei, da durften die beiden sich schon mal etwas satt fressen, denn in Erwartung der heutigen Unterkunft im Kloster nahm  ich mal an, das Abendessen würd eher karg ausfallen. So war es dann auch. Nach einem beeindruckenden Gänsemarsch durch die „niedere“ Stadt in die „hohe Stadt“ fragte ich jemanden, wo denn der Empfangsbereich für die Pilger wäre – der Mann meinte, ich solle mal die Ponys vor der Kathedrale parken und reingehen. Aha? Gut, das machte ich dann, die beiden standen bei perfekter Aussicht am Geländer und warteten brav und rückstandsfrei, bis ich mir den Stempel und die Auskunft geholt hatte, wo wir denn hin sollten.

Die liebe Empfangsschwester schickte uns einfach mal nach hinten Richtung Klostergarten und ich machte mal do-it-yourself-mäßig den besten Platz mit dem meisten Gras ausfindig. Der war im Campingplatz, da standen aber eh nur zwei Zelte rum. Zaun raus und eingeparkt, Sättel in Fahrradschuppen verstaut, zur Rezeption gedackelt, eingecheckt. 1,5 Stunden rum. Trotz Ankunft am eher früheren Nachmittag wurde es dann doch noch knapp bis zum Tourismusbüro, für die Buchung der nächsten  Unterkünfte. Glücklicherweise war ich vor Le Puy schon wieder einem Engel begegnet, nämlich einer netten Frau, die mich ansprach, ob ich den Jakobsweg reiten würde, und sich herausstellte, dass sie im Tourismusbüro arbeitete (nur halt grad nicht im Moment). Als ich mit hängender Zunge kurz vor Büroschluss im Büro ankam, war schon alles bereit, die Kolleginnen waren von ihr schon informiert,alles organisiert, und ich brauchte nur noch ja zu sagen. Cool! Dank an dieser Stelle für dieses tolle universale Netzwerk.. 😊Die Sache mit dem Gepäcktransport verwarf ich wieder, da die Sachen um 8 Uhr morgens bereitstehen müssen. Unmöglich, wenn ich noch den Zaun um die Ponys rum habe, den rechtzeitig einzuwickeln und dann das Beste - alles in EIN Gepäckstück zu verwandeln. Lass ma das...

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Einkaufen, etwas rumbummeln, und mich in dieser sehenswerten Stadt auf dem Ex-Vulkan ein paarmal verlaufen. Abends Punkt sieben war dann Pilgermenü angesagt, das ich im Wissen, dass es freitags wohl eher kein Fleisch geben würde, gebucht hatte. Gut kombiniert, aber kulinarisch nun doch, na ja… etwas Luft nach oben. Kantinenküche eben. Dafür war die Pilgergesellschaft nett. Auch Alexis und Geneviève traf ich hier wieder. Als ich meine Klosterzelle zum Schlafen und schon mal gleichmäßig Taschen packen bezog, wars dann doch wieder halb elf. Die Ponys schliefen anscheinend auch gut, denn jedesmal, wenn ich schauen kam, lagen beide. Gesegnete Plätze haben schon was.

 

Wir drei vor der Kathedrale, die Stufen schier endlos... Alexis hat leider was abgezwickt oben
da reitet man um eine Kurve, schon steht das Ding da... kurz vor Le Puy

 

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