Licht am Ende des Tunnels


 

Nach Cessey hatte ich eine Strecke, die sage und schreibe 17 km ohne jegliche menschliche Ansiedlung durch den Wald ging. So schön das auch ist, manchmal freut man sich doch über ein paar Häuser... ob dort dann allerdings Menschen sind, ist auch nicht immer sicher. 

In dem Ort, an dem wir bei der Kirche Rast machten, war so gut wie kein Mensch zu sehen..

An vielen Häusern hängt ein Schild "a vendre" - zu verkaufen - nicht nur hier.

Obwohl die Gegend teilweise wunderschön ist - der (das?) französische Jura ("Schüra"), zieht es die Jungen anscheinend fort.

Gerade der Jura - Stein ist es, der den Charme vieler Häuser ausmacht, wie zum Beispiel in Aiglepierre (Adler-Stein), wo fast alle Häuser mit den cremeweißen Steinen gebaut bzw. ausgeschmückt werden. Allerdings gibts auch nicht so schöne, wo das Erhalten der Bausubstanz schon ein bissl spät kommt - wenns überhaupt noch passiert.

Dort hatte ich übrigens ein Holzhäuschen als Unterkunft, sehr nett, zwar nicht geheizt, aber mit Dusche und Bett. Einer der luxuriöseren Reitstall-Schlafplätze. 

Ganz im Gegensatz zum nächsten, der mich nach dem endgültigen Verlassen der endlosen Wälder und dem Betreten der Weinregion erwartete...

Auf dem Weg dorthin kam ich durch Arboise, wo ich mangels Fressalien dringend einkaufen wollte. Hmm, nur wie? GPS-Gabi lenkte mich durch Nebenstraßen, keine Bäckerei, nix. Gabi, wo ist die nächste Bäckerei? Brav suchte sie mir eine in Arbois raus, in 300 Metern. Okay. Zwischen einem Neubau von Wohnungen und ein paar Einfamilienhäusern war eine große nicht umzäunte Wiese mit Bäumen. Eigentlich suchte ich den Typen, der mich gleich begrüßt hatte, falls ich was bräuchte, er wohne um die Ecke, da hatte ich nur zu langsam geschaltet. Stattdessen kam ein Pensionist, der hatte auch Pferde gehabt, meinte er, dem drückte ich mal schnell Saetas Seil in die Hand, ich wäre gleich wieder da. Gabi hatte nicht übertrieben, es war nicht weit, und das Gebäck vorzüglich. Insbesondere so ein Flachkuchen mit Mandeln obendrauf, himmlisch. Zum Glück hatte ich ordentlich eingekauft, denn ein Abendessen würde es heute nicht geben....

Panoramabild des Tages:



Je größer die Halle…

… desto unfreundlicher die Leute, könnte man sagen… Nach einer Woche Tour-de-Reitstall hatte ich ein bissl Sehnsucht nach „normalen“ Leuten, nachdem die letzte Erfahrung eher mäßig war. Mir schwant, die (zugegeben sehr nette) Dame vom Reitstall in Aiglepierre, die mir versprochen hatte, beim nächsten anzurufen, hats schlichtweg vergessen, Resultat: kein Mensch rechnete mit mir, es dämmerte, Platz hatten sie auch keinen, und Lust, mir zu helfen, schon gar nicht. (Zumindest der Chefekapo) Nur die Juniorchefin (so ca. 12 Jahre alt) hatte sowohl Herz als auch Hand, hat gleich mal einen Kübel Wasser geholt und vermutlich auch ein bissl die Mama beeinflußt, am Ende durften wir uns auf einem kleinen Paddock "breit"machen (die Paddocks stehen nachts alle leer…) und "Bonne nuit"...

Bei Flutlicht das Zelt aufbauen ist auch nicht gar so prickelnd, immerhin Licht, hätte schlimmer kommen können, da vor lauter weißnichtwo die Zeit verstrichen war und es um acht inzwischen stockfinster ist. Um acht Uhr morgens müßte ich aber wieder Platz machen, hieß es. Nur zu gern. Da stellt man sich dann den Wecker auf halb sieben, um festzustellen, außer im Zeltinneren zusammenpacken geht nicht allzuviel, da finster. Immerhin, um zehn nach acht hatte ich die Mädels ausm Paddock. War dann doch nicht so dringend, man bot mir sogar noch Kaffee und, oh, ein WC an. Ach, geht doch? Na dann. Das nasse Zelt dann eingepackt, waren wir um halb zehn on the road, diesmal mangels Wanderreitkartenplanung nur mit Gabi, einfach nur mal Richtung Südwesten. Wenigstens die Bäckerei im Ort war super, es gab einen Ring zum Pferde anhängen, juhu.

 


Leider ohne Patisserie, das Ding gestern aus Arbois war schon legendär lecker gewesen, aber immerhin, Bio-Baguette und Käse der Region. Samt einem Liter Apfelsaft, den ich nicht wirklich mitschleppen wollte und somit in meine Adelholzener-Flaschen verteilte, und in meinen Magen. Ein Dorf später sollte sich das rächen, so eine große Menge Apfelsaft ist derselbe nicht mehr so gewöhnt, und so suchte ich nach irgendeinem Menschen mit Wohnung und Klo… wiederum ein „ganz normaler“ Mensch bot Hilfe an, so konnte ich einem Malheur vorbeugen. 😉

Erleichtert setze ich meinen Weg auf relativ langweiligen Straßen und Sträßlein fort, die Damen forderten ihr Gras ein, das auf dem Paddock doch recht mager gewesen war. (Zum Glück hatte ich Heu bekommen) und wir machten oft Pause am Wegesrand. Ab 15 km, das hatte ich ihnen versprochen, würden wir uns von der Vorsehung leiten lassen. Vor Arlay hatte ich schon etwas die Lust am Siedlungstuckern verloren, aber das Schloss dort wollte ich dann doch sehen. Das gab zwar nicht viel her, aber der Ort dahinter war schon nett. Insbesondere auch das Flussufer, die alten Gemäuer und Türme, oft bewachsen mit wildem Wein und dem allgegenwärtigen Efeu. Ohne rechten Plan, wohin es abends gehen sollte, stöberte ich ein wenig im internet und gab mir noch maximal 5km (das wäre genau bis zum nächsten Ort gewesen). Noch unschlüssig, ob wir auf Gabis vorgeschlagener Straße oder auf dem alternativen Feldweg gehen sollten, sah ich zwei Männer im Wintergarten eines Hauses sitzen und fragte, ob sie denn jemanden wüßten, und siehe da, wie wäre es mit dem gegenüberliegenden (riesigen) Garten? Den nähme ich doch gerne. Flugs das Zelt ausgepackt und gleich über den schon vorhandenen Zaun gelegt, es war nämlich noch pitschnass. Nicht lange, denn die Sonne scheint, als bekomme sie es bezahlt, seit Wochen. Nur ein einziges Mal seit dem Großen Regen vor x Wochen war ich etwas nass geworden, das war vor vier Tagen im Wald vor Montfaucon.

Eine Passantin mit Hund bot an, ich könne bei ihr duschen oder falls ich sonst was bräuchte? Hmm, ein trockenes Nachtlager ohne Zugluft und Feuchtigkeit oder Staub, das wäre schon was. Hurra, ich wurde eingeladen, im Gästezimmer zu übernachten. Prima, und die Ponys bleiben hoffentlich brav in ihrem Zaun. Abends bekam ich auch noch was zu essen, und stellte fest, der Hund ähnelt meiner Tessa, wie ein Zwilling. Nur, dass er halt ein bissl männlicher ist. Das Verhalten genauso. Schon spannend, wie ein Malinois-Husky Mix so aussehen kann wie ein Schäfer-xy-Mix. Naja, mein Hund war damals schon ein Mirakel.

Gestern  hat mis Glück verlassen?

Saeta spielt mal eben totes Pferd angesichts des Packzeugs...
 

Getreu Rainhard Fendrichs altem Schlager..? Die Nacht bei Margot und Jason war sehr angenehm – endlich mal wieder ein richtiges Bett! Am Sonntagmorgen konnte ich einkaufen und kam dann erst eher spät los, weil der gute Mann am Morgen so gut auf die "Poneys" geschaut hatte, ihnen ihre Wünsche von den Augen ablas (Hunger…) und ihnen unter schmerzlichem Körpereinsatz (der Aus-Schalter vom E-Zaun ist recht versteckt, der Arme) den Zaun geöffnet hatte, damit sie wieder im großen Garten grasen konnten. Mit dem mußte ich dann noch ein bissl plaudern, alles hab ich nicht verstanden, aber dass er seine Frau, die vor 12 Jahren starb (er ist über 90) immer noch vermißt. Aber noch sehr fit, der Herr. Ein Abschiedsfoto mit „meinem“ Hund mußte natürlich auch gemacht werden.  



Ein wenig gings am Fluß entlang, leider nicht sehr lange. Danach – lange Geraden. Erst Straße, dann Feldwege. Erinnert einen an die Münchener Schotterebene. Die „Berge“ hatte ich in Arlay bereits hinter mir gelassen. Erst freut man sich, dass keine Höhenmeter mehr warten, aber irgendwie ist es doch fad. Den Damen wars in der Pause auch fad, so dass sie beschlossen, stracks in einen Bauernhof hineinzuwandern. Was sie sich da erhofft hatten, bleibt unklar.

Unklar war mir auch, wohin ich mich abends wenden würde, um zu übernachten. Na, mal so probieren wie gestern. Funktionierte heute aber irgendwie gar nicht, trotz haufenweise Leuten in Frangy-en-Bresse, darunter ein privater Pferdehalter, aber da kamst du dir vor wie ein Flüchtling.. Ja, gerne, aber nicht bei mir, der nächste wird’s schon richten. Nach einer nervig langen Tour durch den Vorort fand ich einen Typen, der zwei Pferden Wasser brachte. Der schickte mich auch weiter, zum nächsten Platz. Als er mich dann aber dort vor verschlossenen Türen stehen sah, (es war niemand zu Hause) hatte er ein Erbarmen, und rief die Frau an, der es gehörte. Ja, ich könne bleiben, sie sei aber unterwegs und käme erst spät. Oookayy… Die Mädels wurden in einen parkartigen Garten verfrachtet und ich… suchte erstmal nach einem Platzerl im Trockenen, weil zum Zelt aufstellen hatte ich einfach keine Lust mehr. Da fand sich ein Offenstall mit Heuraufe, schön überdacht, Heu war auch noch drin, gut eingefaßt. Das würde ich probieren. Da es wieder kräftezehrend warm gewesen war, war das Einschlafen das geringste Problem. 


Ponys im Park

Kommentare

  1. Hallo liebe Pilgerreiterin, herzlichen Glückwunsch zum Ehrentag von den Unterschleißheimern. Das dürfte wohl der Ungewöhnlichste deines Lebens gewesen sein. Wir wünschen Dir weiterhin einen sicheren Ritt, immer ausreichend Eisen unter den Hufen, stets ein warmes Plätzchen für die Nächte, unvergessliche Momente und inspirierende Begegnungen. Alles Liebe von E+E+ M

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