Nervig

 

Der ärgste aller Tage..  

ist der, an dem einen alles nervt. Zum Beispiel, dass man weder weiß, wohins als nächstes gehen soll, zum anderen das schon wieder alles toppende Grillwetter, dann gibt’s da noch widerborstige apps, ständig fressen wollende Ponys, naja, die kann man maßregeln. Aber die Straße, die kann man nur ändern, wenn man Umwege macht. Und die nerven auch.

Die Nacht im (eher auf dem) Heu war erstaunlich erträglich, in der Raufe schlief sichs recht gut, trocken wars auch und Insekten mögen bei den frischen Nächten nicht mehr so recht fliegen. Die Ladies hatten die Nacht im Park damit verbracht, alle Ecken auszukundschaften und abzugrasen, einzig die Wasserversorgung hatte durch Majas schroffe Schrubberei neulich am Falteimer etwas gelitten, weil jetzt ein kleines Loch drin ist. („Ein Loch ist im Eimer, Karl Otto, ein Loch ist im Eimer“… wers nicht kennt, youtube kennts.) Die Nachbarkühe kamen morgens auch saufen aus dem Trog, also war das Wasserholen auch bissl mau danach, da hieß es dann öfter reintauchen.

Am Vormittag kam tatsächlich noch die Besitzerin der rettenden Unterkunft, ich war mir nicht sicher, ob ich sie zu Gesicht bekommen würde. Patricia, eine Schweizerin, die (auf deutsch 😊) sehr bedauerte, gestern weg gewesen zu sein, hatte dann außer dem Trinkwasser, das ich heute wieder brauchen würde, auch eine Adresse parat, wos hingehen sollte. Hurra, wieder im Netzwerk…! Nur noch hinkommen...

Gabi hatte gestern ja schon langweilig geplant, aber das war ich schon etwas gewöhnt, aber was heute an Weg unter die Hufe kam, war sensationell langweilig. Asphalt und Straße, Straße und Asphalt. Anscheinend gibt es in der Gegend keinerlei Alternativen, ich hab zweierlei Planungen gemacht und nirgends kam was Besseres. Dazu der Heizstrahler von oben. Puh. Natürlich die obligatorischen Autofahrer. Die waren auch wie üblich manchmal jenseits von gut und böse. Dergestalt, dass sich kurz vorm Zielort eine Madame bemüßigt fühlte, mir noch unbedingt augenkrebsverursachende Aufkleber anzupreisen. Da ich die Stadt Louhans durchqueren mußte, war ich ihr wohl aufgefallen. Das sei gefährlich, meinte sie. Jaja…. Aber nicht deswegen, weil die lustigen Autofahrer mich nicht sehen. Sondern nur weil sie deppert sind. So deppert, dass ich mich zeitweise in den Acker begab. (Tschuldigung, ihr Bauern, aber ich wollte am Leben bleiben) Ab jetzt prangen an Helmuts Rückseite zwei Reflektorstreifen. Auch recht.

 


Das Lustige vom Tage: ich durchquerte eine Hofdurchfahrt, wo geschrieben stand: propriete privee, also Privateigentum. Umdrehen, nein danke. Prompt klärten mich zwei bärbeißige Landleute auf, dass das hier die Privatstraße sei. Manchmal ist blond stellen doch nicht so blöd, und fr-english antworten… bis die beiden das übersetzt hatten, hatten sie gecheckt, dass ich den Jakobsweg-Aufnäher dran hatte, und ich hab mich derweil dumm gestellt, und auf GPS-Gabi verwiesen, am Ende holten sie noch einen Kübel Wasser für die Damen. Die ordentlich durstig waren. Da war dann alles wieder gut, alle lachten, natürlich hatte ich hoch und heilig versprochen, hier nie mehr wieder durchzuwollen. Das wäre ein leichtes 😊 und letztlich hieß es „bonne route…!“

Und das "Beste": Da ich die Communauté in Taizé besuchen wollte, mußte ich ein internettes Formular ausfüllen. Natürlich machte ich darauf aufmerksam, dass meine Verkehrsmittel ein paar Bedürfnisse mehr haben als einen Parkplatz. Die prompte Antwort – nein, tut uns leid. Ahja. Ausgerechnet die superchristlichen ökumenischen Wir-haben-uns-alle-lieb Gutmenschen sind unflexibel wie ein gefrorener Wasserschlauch. Da ist der (Verwaltungs?)Aufwand zu groß, als dass man für einen Pilger mal eine Ausnahme machen könnte. So fängts an… Alles klar, dann halt nicht. Eine Wiese, oder wenigstens einen, der wen kennt, der wen kennt, hätten sie bestimmt gehabt. Aber gut. Wer nicht will… man kennt sich aus.

Das heißt also, ich bin in der Wahl der nächsten Stationen bis St. Etienne relativ frei. Pfeif drauf… weiter geht’s.

Zweifellos der Höhepunkt war das Ende des Tages, nämlich der Empfang am Zielort bei Christian samt Frau und Gästen, die Ponys residierten wieder mal auf einer Riesenwiese, es gab ein Zimmer, eine Dusche, ein leckeres Abendessen und die Route für morgen hatte ich dann auch gleich geplant. Gemeinsam geht’s eben am besten. Vielen lieben Dank, merci beaucoup! Wieder versöhnt mit dem Tag.

Strom- (oder Telefon?)Masten Reparatur auf französisch

Suchbild: wo sind die Ponys auf der Gästewiese?

 

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