Je teurer der Laden

 desto unherzlicher der Empfang

Die Erkenntnis des Tages gleich mal vorausgeschickt. Natürlich schlief ich gut wie immer, aber das ist niemandes Verdienst, das ist einfach so. Klo am Gang und Duschen daneben, wie auch immer der Herr Hotelmann seine Preise kalkuliert, ich fands bissl ausgschamt. Dann noch sieben (7) Euro für eine kleine Zucchini, eine halbe Zwiebel, leftovers aus dem Kühlschrank und die gestrige Küchenbenutzung. Ach ja, nicht zu vergessen, ein Packl (immerhin Bio-)Haferflocken, die ich den Mädels heute vormittag noch zum Fraß vorlegte. Wobei das Sackl unten aufriss, hmpf, also das war mal definitiv meine teuerste Haferflockenpackung. Einziger menschlicher Lichtblick bei dem Laden war die deutsche workawayerin, die wirklich nett war.

Beim Ankommen bei einem Ort merkt man schon, wie die Leute so gestrickt sind. Wenn dir der Host schon gleich beim Abpacken hilft, so wie Jesus beispielsweise (naja, nomen est omen), dann weißt du schon, das wird eine gute Sache. Aber je superprofessioneller eine Gastronomie aufgebaut ist, so scheint es, desto fraglicher ist es, ob der Wirt noch mit dem Herzen bei der Sache und bei den Gästen ist (oder eher gedanklich mit Geld zählen beschäftigt). Beim Bezahlen hatte ich noch bemerkt, dass sich seit Le Puy die Gastlichkeit nicht unbedingt gesteigert hätte, da war er dann gleich etwas angepiekt. Ja mei… auf die Empfehlungsliste setz ich die Colonie jetzt nicht unbedingt. Wo der Herr sich die Schühchen auch ganz gewiss nicht nass machen mag.

Endlich ließ die Pisserei von oben mal nach, schnell den (feuchten, da unterm Tisch gelagerten) Sattel drauf, die Ponys liefen sich schon warm in ihrem Garten, es war ihnen kalt. Eine Herde Kühe wurde noch mit viel Gebimmel durchs Dorf getrieben, na da wars ganz aus. Sie waren „not amused“. Bis ich alles oben hatte… eh schon wissen. Ich wollte jetzt nur noch runter von dem "Berg". Der nächste Schlager – die Route ist gesperrt. Ich probierte mal, wie die Sache aussah, aber nach einigen Metern war klar, das weiße Bandl hängt da nicht zum Spaß. Das Wasser suchte sich seinen Lauf genau auf dem Weg. Und da es heute (endlich) von der Höhe heruntergehen sollte, war anzunehmen, dass uns das Spülwasser begleiten würde. Also lieber die Straße nehmen. Die war wie üblich auch nicht so toll, es trieb wieder Gewölk herum, schlechte Sicht, und die üblichen Deppen am Steuer. Aber auch das endet einmal, und wir schritten auf der Nebenstraße ohne jeden Verkehr gemütlich das Gefälle runter. Da war ich dann froh, auf der Straße zu sein, denn das steinige Geröllzeug kann nix. 

Unten (800m)  in St-Chely-d’Aubrac dann über die Pilgerbrücke, die in weiser Voraussicht schon recht hoch gebaut worden war. War heute gut Wasser im Bach. Danach gings zwar wieder rauf, aber nicht viel, und letztendlich kamen wir auf meiner Lieblingshöhe um die 600 hm raus, hoch genug, dass weniger Leute sind, aber man merkt direkt, wie es wärmer wird, die dicke Jacke durfte gleich mal Pause machen. Auf dem Weg nach unten gabs auch wieder Maroni. Schöne große. Und heute gabs auch mal eine Kostprobe von blöden Bauern. Selten, aber es gibt sie überall. Wir pausierten grade auf einer Maroniwiese, eh nicht lange, grade soviel, dass ich ein Foto machen konnte, da kam der Bauer und meinte, dass das seine Wiese sei und die da nicht fressen sollten. (Frage mich zwar, was er mitten in der Pampa im Winter nach dem Abtrieb mit dem restlichen Gras anfängt, aber bitte, ich bin ja kein schnorrender Unmensch und hab mich, Verständnis heuchelnd, gleich verzupft.)

Der fiel als potenzieller Gastgeber also schon mal aus. Bis Rigaldie hatte ich immer noch keinen Plan, wohin mit uns, weil alle entweder schon zu oder voll waren, die meisten sperren Allerheiligen zu. Oktober war vorgestern. Das einzige offene mit Pferd sollte 95 Euro kosten. Na danke. Ich machte mich auf die Pirsch nach echten Menschen. Der erste war nicht unbedingt hilfreich, ich zog weiter, und da fing es an zu schiffen und zu hageln oder graupeln, einfach nur greislich. Da bog ich um die Ecke und fragte zwei am Balkon befindliche Damen, ob sie mir helfen könnten, zeitgleich boten sie mir ein Heißgetränk und ein Dach zum Unterstellen an, solange es so pieselte. Mädels angehängt, das Notheu raus und rein in die gute Stube. Drinnen vier lustige mittelalte Menschen beim Spielen mit dem Enkel. Wir plaudern ein wenig. Ein Tee und ein paar Bisquits wurden serviert, und dann die Telefone gezückt. Christine hieß der heutige Engel des Tages und ihre …. Hmm… die Verwandtschaftsverhältnisse hab ich jetzt nicht geklärt, aber jedenfalls Mit-Engelin haben mir im Couvent de Malet ein Zimmer mit Wiese organisiert. Wenn nix mehr geht, dann geht man halt ins Kloster. Der Tee war super, merci beaucoup nochmal und dann noch 800 Meter bis da hin, wo ich dann meine triefnassen Sachen in die Vorhalle des Klosters packen durfte. Dort hat man offensichtlich kein Geruchsproblem. Sondern Platz. Wie gut. Auch wenn ich zugeben muss, der Duft ist schon intensiv. Aber man kann ja lüften.

Leider war der Bewuchs nicht gar so lecker im eigens angelegten Besuchspaddock, also was tun. Nach dem Abendessen erstmal noch mal rauslassen. Dann vier Zaunstäbe schnappen und das Wiesenstück daneben einzäunen. Die Fresslust kam sogleich wieder. Wenn wer komisch fragt, kann ich immer sagen, ich hätte es nicht richtig verstanden… Aber da die Mädels im Rasenmähen Profis sind, hab ich da keine Angst. Im Klosterzimmer trocknen die Sachen schön an der Heizung, Düfte verströmend...


 

 

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