Lichtblicke
Nach den letzten paar Tagen war es dringend notwendig, mal wieder etwas mehr aufbauende Energie tanken zu können, und das war am Platze von Olivier und Marie im Relais St. Jacques aber sowas von der Fall. Aufmerksame, herzliche Gastgeber, die den Camino selber schon mehrmals gegangen sind, haben hier eine Herberge und ein Refugium im besten Sinne des Wortes aufgebaut (www.fleurauchapeau.eu). Eigentlich waren sie ja auch bereits ein wenig im „Winterschlaf“, aber die lieben Leute vom Campingplatz hatten angerufen und es gab dann doch Platz. Mit ganz viel Gras. Und einer Kapelle zum Loswerden von allem, was belastet. Ein Froschtümpel mit Seerosen, ein absolut entzückender Platz zum Durchatmen. Es war außerdem höchste Zeit, die Reithose mal wieder sauberzukriegen, die stand schon fast von alleine. Am Abend hatte es noch ein superleckeres Diner mit mehrsprachigem Austausch mit noch zwei weiteren Gästen gegeben, ich sag nur „Mousse au Chocolat“, mmmmh. Anderentags kamen wir drauf, dass Olivier und ich sozusagen Branchenkollegen waren, aber das ist bei mir ja noch länger her als bei ihm, haha. Jetzt hab ich den Ponyhof und er das Refugium. Ein wenig erinnert er mich an Michael Niavarani (nur in jungen Jahren!) aber nur von der Optik. Olivier ist die Ausgabe mit dem goldenen Herzen. Das Besondere hier ist auch noch, dass es keine festen Preise gibt, jeder gibt, was er kann, in die Box.
Klar fiel es hier ein wenig schwerer, von dem schönen Platz loszugehen, aber irgendwann muss es ja sein, und da das Ziel nur ca 20 km, fast direkt am GR65, dem Pyrenäen-Weitwanderweg und Jakobsweg lag, wars nicht stressig und das Finden auch nicht schwer. Irgendwie ist hier schon wieder eine ganz andere Gegend, das Massif Central lasse ich nun langsam endgültig hinter mir, gestern in Figeac war ich bereits kurz unter 200 m Seehöhe, das hat sich heute wieder erhöht, aber alles fühlt sich etwas leichter an, auch wenn hier schon wieder Steine auf den Wegen rumliegen, die das flotte Weiterkommen etwas erschweren. Aber ein paar Trabstrecken haben sich schon gefunden heute, wenn auch nicht so viele. Ein Merkmal des heutigen Tages war das zeitweise fast völlige Fehlen von „Zivilisations“geräuschen wie Autos, Motorsägen, Flieger… Wir passierten nach diesem ruhigen Tag inmitten von viel Natur noch ein prähistorisches Denkmal, einen sogenannten Dolmen, wofür auch immer der gut war, man fühlte sich ein bissl wie bei „Outlander“. Keltische Sachen halt. Dahinter Schafweiden, die Schafe schauten neugierig, wer denn da ankäme. Bei einem Tor mußte ich ja unbedingt die Trailfähigkeit von Maja testen, woraufhin Saeta die rechte Packtasche fast geschrottet hätte. Mit Handpferd also eher nicht machen. Zum Glück war nur der Kabelbinder hin. Und leider auch ein Klickverschluss. Ich hoffe, Ortlieb hat Ersatzteile.
Gelandet sind wir dann in einer bäuerlichen Gîte, Dominique und Sylvie in Ussac bei Schafen und Schweinen etc., wo die Mädels die große grüne Wiese bevölkern durften, es schmeckte wieder. Abends traf ich tatsächlich auch mal wieder andere Pilger! Zwei Französinnen und Mateusz, einen jungen Polen, der am 21. August (!!!) losgezogen war… Dreimal darf man raten, von (Wejhero)wo…
Das liegt…weiit weg.. bei Danzig… ! Wer Lust hat, kann mal
auf der Landkarte schauen. Seine Wanderstiefel hat er an der Sohle jedenfalls
schon mal durchgelaufen, und hofft in den nächsten drei Tagen auf seine neue
Schuh-Lieferung zu treffen. Naja, er geht auch zwischen 35 und 40 Kilometer am
Tag! Mal sehen, ob wir uns noch mal begegnen auf dem Weg, man weiß ja nie. Auf jeden Fall buen Camino, Mateusz, du
schaffst das sicher noch vor Weihnachten bis Santiago. Und auch gleich bis Finisterre. Wenn deine Freunde einen kleinen Umweg fahren wollen, können sie mir auch gleich den Hänger mitbringen... :-)
Faycelles
der Dolmen
Saeta hat sich mal wieder eingewickelt und hält derweil ein Nickerchen, bis ich komme...
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