Der Dreitages- Jakobs(kreuzkraut?)-Ritt

 


Vermutlich kein Jakobskreuzkraut, aber wer weiß...

 

Es geht wieder los

Wenn auch nur zu einem kurzen Ritt, aber das Wanderreitfieber hat sich im Mai wieder gemeldet. Ausgeschrieben war eine „Wanderreitwoche“, zu der sich zwar nur eine Mitreiterin aus dem Verein gefunden hatte – aber egal, Hauptsache reiten.

Die Tage vor Fronleichnam wurden genutzt, um die Ausrüstung, die ich umgestaltet hatte, zu testen. Zum einen die neue Gabi-Garage, die auf Majas Hals am Sattel mit Klettverschlüssen befestigt wird (Karabiner sind zu lang), das andere Regencape (gut, dass Regen gemeldet war….) und natürlich die neue Bepackung auf dem Stonewall-Sattel und dem dicken Equitex-Pad. Den anderen Packsattel habe ich bereits wieder unter die Leute gebracht, er hat in der Schweiz eine neue Liebhaberin gefunden. So waren die Erwartungen hoch gesteckt, ob die neuen Fahrrad-Packtaschen wohl mit dem Sattel kompatibel wären.

Spannend auch die Frage, ob das leidige „ich-will-jetzt-fressen“-Geziehe mit dem neu montierten Maulkorb nun ein Ende hätte.

Der Plan war einfach: Ich wollte die ersten drei Tage des Pilgerrittes auf einer anderen Route gehen – auf einer, bei der nicht soviel Straße, Radweg, Asphalt, verweigernde Fährmänner und blöde Autofahrer wären, was uns letztes Jahr den Weg etwas vermiest hatte. Das Wetter war interessanterweise ähnlich, nämlich etwas nässlich, aber nicht zu warm. Alsdenn, frisch los, und die Hänger am Zielort deponiert (was immer wieder erstaunt, weils so lange dauert…)

Vorangegangen war noch eine etwas mühsame Planung, denn es war nicht so einfach, genau zu den passenden Distanzen auch die richtige Unterkunft zu finden. So hatte ich ca. drei Planungen, die ich allesamt verwarf, bis ich dann die richtige Telefonnummer fand, die funktionierte, von Johanna in Steinerzaun bei St. Roman, die uns sowohl Pferdeunterbringung als auch das Gasthaus organisiert hat, und das gerade da, wo wir sie brauchten.

Wir kamen am ersten Tag erst spät los, aber zum Glück ist es ja Ende Mai lange hell, und waren erstaunlich flott unterwegs. Obs daran lag, dass die Ponys den Anfang des Weges nun schon zum 5. Mal während der letzten Monate gingen und sich dachten, das wird jetzt wieder so ein Ausflugsritt? Spätestens ab Oberkappel muss es Saeta schon gedämmert haben, dass das wieder was Längeres wird. Je wildromantischer der Weg wurde, desto öfter stemmte sie bei manchen Kreuzungen die Füße in den Boden und fragte nach, ob man denn nicht wieder den Heimweg antreten möge? Nein, wir mochten nicht, und sie mußte wieder hinter Maja herdackeln, ob sie nun wollte oder nicht. Grummelnderweise, weils halt mit dem Maulkorb nicht allzuviel nebenbei zu naschen gab. Wir gingen nach dem immer wieder schönen Bärenloch schöne Wiesenwege westlich des Rannastausees entlang, bis wir an einer kleinen Brücke mit halbem Geländer mal stoppen mußten, um zu checken, ob die Packtaschen am Geländer vorbeikämen. Kaum eine kurze Sekunde nicht aufgepaßt, schon stob Saeta Richtung Heimat davon, denn wenn sie mit dem Maulkorb in der Pause schon nicht zum Fressen kommt, dann will sie nicht mitspielen, husch husch, weg war sie. Wir schauten noch blöd, mit welchem Affenzahn sich unser Gepäck samt Saeta von uns wegbewegte… Nach kurzer Zeit war beides aber bereits wieder im Anmarsch, allerdings mit losem Hufschuh und etwas Schlagseite bei den Packtaschen. Doch von wegen zu uns zurück… Zack, wieder umgedreht, und fort war sie wieder. Wir schlichen hinterher, da sahen wir sie stehen. Vom Gepäck auf die Schnelle keine Spur, es war – unter ihrem Bauch. Ohne Packtaschenzwischenfall geht’s anscheinend eh nicht bei ihr… War unser Glück, denn sie stand da, wie bestellt und nicht abgeholt, typisch für sie, nach dem Motto „kann mich da jetzt bitte endlich wer rausholen“? Okay, ein kurzer Zug am Bauchgurt, weg war das Zeug, landete im Gras. Neu sortiert, neu aufgesattelt. Fester angezogen. Hufschuh war einer gerissen, na gut, ist eh nimmer weit, beide runter.

ein perfekter Platz zum Außreißen :-D

 

Danach kamen noch eine sehr schmale Passage mit Wurzelwerk und rutschigem Untergrund und ein sehr (sehr) steiler Aufstieg, den ich vom letzten Jahr gar nicht mehr in Erinnerung hatte (wohl verdrängt…) und abends um ca. acht waren wir am Ziel, das dieses Mal ein paar Kilometer vor dem letztjährigen lag. Die Mädels und Don, der Gentleman-Wallach, durften auf die Wiese mit dem langen Gras, die heimischen Pferde hatten lange Zähne und sahen ihnen beim Fressen zu. Gemeinheit, werden sie sich gedacht haben.

Es gab noch supergute hausgemachte Ultraschnell-Pizza aus dem Ofen für uns, und wie es unter Pferdeleuten üblich ist, noch lange Geschichten bis zum Bettgehen, unsere müden Körperteile ließen wir auf frisch gemachte Matratzen fallen, wunderbar.


 Frühstück!

 

Am nächsten Morgen wurden wir von Kerstin mit tollem Frühstück verwöhnt, das wir etwas ausgiebig zu einem Brunch umfunktionierten, weil man a) immer noch neue Pferdegeschichten erzählen kann und b) draußen tröpfeliges Nass vom Himmel fiel, wie angekündigt. Um elf hatten wir dann endlich mal Geist zum Aufsatteln und Regenzeug anziehen, zu Mittag ritten wir durch Neustift. Bei leichtem Getröpfel. Es sollte immer mal wieder leicht bis mittelstark regnen, aber mit vielen Pausen, so dass ich nicht mal die Regenhose angezogen habe. Der Bundeswehr-Poncho hat sich eigentlich ganz gut gemacht, nur dass der behelmte Kopf nicht durchs Loch passt. Da muss man noch etwas tüfteln, für den stärkeren Regen, aber diesen leicht nassen Tag hat das Ding ganz gute Dienste geleistet. Der zweite Regenponcho tat den seinen auf dem Packsattel und hat trotz Wind gut gehalten. 


 

Spannend war nach dem eher steileren Abstieg ins Donautal, wie es auf der Fahrradfähre laufen würde. Die Woche zuvor hatte ich noch telefonisch den Fährmann bekniet, dass er uns mitnehmen möge, weil wir ja sonst einen halben Tag Umweg hätten. Zunächst war er von der Idee nicht so begeistert, sagte aber doch zu, und es lief am Ende ganz hervorragend. Die mitgebrachten Kinderwindeln für eventuelle Huf-Abdrucksvermeidungen brauchten wir gar nicht anzuziehen, wäre der Fährmann letztes Jahr nur auch so relaxt gewesen. Hinterlassenschaften gabs natürlich (nur) von Saeta, weil Fähre fahren ist ja wie Pause machen. Und wenn hier jemand der Pausenkacker ist, dann sie. Das Sackerl fürs Gackerl mit Plastik-Kehrschaufel war aber sofort zur Stelle. Das hatte ich dem Fährmann versprechen müssen.

Nebelverhangener Abstieg zur Donau


Durch Engelhartszell vorbei an ein paar wenigen staunenden Touristen wars ein Klacks, aber dann gings wieder bergauf. Steil. Und lang. Ein paarmal haben unsere Ponys schon gemeutert und Pause zum Schnaufen eingefordert, aber sie trugen uns brav wieder auf 700 m Seehöhe hinauf. Danach gabs erstmal ausgiebige Fresspause. Und Nachsatteln… Über Reitrouten, die man ohne Gabi sicher nicht gefunden hätte, weil sie so grasbewachsen gar nicht erkennbar waren, ritten wir auf Wald- und Wiesenwegen unserem Ziel bei St. Roman entgegen. Zeitlich wäre es ganz gut gewesen, hätten wir in dem Ort noch vor Erreichen des Zielorts ein Häppchen essen können, aber der einzige Wirt, der Dienstag offen hat, hatte – kein Essen. Auf ein Stehbier hatten wir dann auch keine Lust, so gingen wir die letzten drei Kilometer noch bis zu dem netten kleinen Stall von Johanna, wo der Herr und die Damen sogleich mit Heu und Wasser versorgt wurden. Zu unserer Pension in der Au wurden wir auch noch chauffiert. Es gab dort dann noch feine Käse-Tomaten-Toasts (fast mit Pizza-Geschmack), die passten noch perfekt, bevor wir in die weichen Betten sanken.

Kein Essen beim Friedlwirt..

 

 

 

 

 

 

 

Am dritten Tag waren nicht mehr so viele Höhenmeter auf dem Plan, zumindest nicht bergauf. Wir frühstückten gut in unserer Pension, dem Grünen Baum in der Au und hatten auch noch ein Taxi zum Stall, vielen Dank. Sollte ich geglaubt haben, dass das Packen deutlich schneller ginge, so ist das ein Irrtum gewesen. Allerdings geht es schon schneller als mit den großen Packtaschen. Wenn man aber so ganz stressfrei noch mit der Gastgeberin ratscht, dabei noch das eine oder andere umpackt, dann brauchts halt doch ein Weilchen. Diesmal hatte ich auch noch die Hufschuhe zu montieren. Zum Glück ist Maja da schon routinierter als noch vor zwei Jahren. Da hatte ich meine liebe Not, sie zum Untenlassen der Hufe zu bewegen, wenn ich die Schnalle schließen wollte. 

Wir kamen gegen halb elf los, das Wetter war perfekt, die Aussicht famos auf die Berge, Sonnenschein und leichte Brise, und da Regina sich schon bald nach einem Kaffee sehnte, forschten wir aus, wo auf unserem Weg ein Gasthaus zu finden wäre. Kurz das Handy und die Gabi befragt, das sah gut aus. Kein Umweg nötig. Gegen Mittag mußten wir die Reitrouten des Sauwalds, die wir seit Engelhartszell beritten hatten und die sehr schön zu reiten sind, wieder Richtung Westen verlassen und kamen durch einige Ortschaften auf dem Weg nach Schardenberg, wo uns ein Mittagessen beim Wirt lockte. 

Auf den Wiesen blühte es reichlich gelb – es wird doch nicht das berüchtigte Jakobskreuzkraut schon den ganzen Sauwald kontaminiert haben? Wir sahen etliche gelb blühende „Nester“ des giftigen (?) Krauts – allerdings verzichteten wir auf eine nähere Untersuchung, so kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es tatsächlich immer das Jakobskreuzkraut war, aber sehr verdächtig sah es aus. Bleibt zu hoffen, dass es nur der Wiesen-Pippau war oder Herbst-Löwenzahn. Auf alle Fälle empfiehlt es sich, zu Hause die Augen offen zu halten, denn wenn das Zeug erstmal Fuß gefaßt hat, dann gute Nacht, Heuwiesen.

Den Appetit ließen wir uns jedenfalls nicht vermiesen, der Kirchenwirt in Schardenberg hatte an diesem Tag drei vierbeinige Rasenmäher im Garten stehen, und was eher selten vorkommt – alle hatten gleichzeitig was zum Knuspern, die Ponys das Gras und wir die Pommes. Beim Essen hängten wir sie sicherheitshalber an die Kinderrutsche – die kleinen Mädels hatten Freude am Ponynasen streicheln aus sicherer Höhe. In der Sonne sitzen war fast schon wieder heiß…

Fast perfekte Anbindemöglichkeit

 

auch sowas gibts... 😂

Danach neigte sich unser Ritt auch schon wieder dem Ende zu – ein Highlight kam noch, die Inn-Querung in Wernstein. Kein Routenplaner wollte uns beim Planen über die Fußgänger- und Rad-Brücke lotsen, aus unerfindlichen Gründen schaltete sich auch Gabi – die ansonsten frisch neu aufgesetzt und auch dank der neuen Gabigarage immer einsatzwillig war – immer bei den Flußüberquerungen ab ?? Sehr seltsam. Nur gut, dass wir nicht nur auf die K.I. (oder D.?) setzen, sondern auch das eigene Hirn bemühen, so leicht lassen wir uns nicht vergrellen; somit war die Überquerung ein Klacks. Danach gings noch einige Kilometer den Inn entlang, dann hieß es abbiegen in den Wald, Richtung Neuburg und am Ende nach Kälberbach, wo unsere Hänger auf uns warteten. Kathi, die Stallbetreiberin, versorgte unsere Kehlen noch mit Erfrischungsgetränken und erfuhr noch einige Geschichten meiner Pilgerei, und schärfte uns ein, unbedingt wieder vorbeizuschauen. Das machen wir doch glatt. Schöne Wege, nette Leute, da kommt man gerne wieder.



 Der Inn


Ausrüstungs-Fazit: 

Packsattel hält, ist im Ernstfall schnell entfernt :-D und alles bleibt drauf. Keine Aushakeleien. Der Regenponcho muss noch ein paar Mal getestet werden, die Gabigarage bewährte sich beim Regen, es gab keine Umprogrammierungen, nur das Kondenswasser ist mit der Zeit etwas lästig. Abhilfe schafft da eine (Einhorn-)Serviette ;-) bei trockenem Wetter kommt Gabi einfach wieder in ihre bewährte Sardinische Halterung, da sieht man die Karte besser. Aber in der Kombi - eindeutig positiv.

Der Maulkorb ist eine Offenbarung, das Arm-Auskugeln entfällt (fast). Einzige Sorge: die Luftzufuhr, das Ding hängt doch etwas dicht über der Nase. Nicht dass die arme Saeta noch blau anläuft? Es gibt aber auch Antifress-Netze, die luftiger sind, ein solches werde ich noch probieren. Sofern es fix abnehmbar ist. Sonst kriege ich von ihr die Kündigung...

 

 

                                                                                            

Wohlverdiente Wälzung auf der Zielwiese

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