Auf ins Baskenland
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Morgenstimmung in Navarrenx |
Der Abschied von Cambarrat fiel fast schwer, so schön ist es hier. Das Wetter sonnig noch dazu, das dauerte halt etwas länger. Um elf zog ich von dannen, in der Hoffnung, dass heute mit der von Gabi geplanten Route etwas weniger Asphalt dabei wäre. Bis Sauvelage war diese Hoffnung aufgebraucht und ich ergab mich in mein Schicksal. Die GR65-Wegführung sieht immerhin für die Marschierer einigermaßen gesicherte Übergänge an vielbefahrenen Straßen vor, also wanderten wir auf der rot-weißen Markierung wieder weiter, weils eh wurscht war. Zwei Tage, die einen ein bißchen mürbe machten mit der Menge an Asphalt – wie wenn das irgendwer bestellt hätte?! Es wurde nur mäßig besser, und mit jedem Kilometer näher an Navarrenx, meinem nächsten ungefähren Ziel, sank auch meine Hoffnung, irgendwo bei einem Hof unterzukommen. Nur einmal, da hab ich zu langsam geschaltet, hätte es ganz gut ausgesehen, aber kaum umgedreht, war der eben in den Hof eingefahrene Bauer wieder verschwunden, das Tor zu – na gut, dann nicht. Da das Wetter immer noch gut angesagt war, sah ich auch einige Flächen, die frisch gemäht waren, das würde ich mir merken…
Da keiner meiner Wunsch-Gîtes ans Telefon gegangen war, blieb mir der Weg zum Campingplatz. Wider Erwarten war dort ganz schön was los, es schien, halb England (sorry, Wales) im jugendlichen Pensionsalter würde den Altweibersommer in Frankreich ausnutzen, anstatt daheim den Scheibenwischer einzuschalten. Ich erhielt „ein ruhiges Plätzchen“ am unteren Ende, wo sich auch ein sogenanntes „Pilgerzelt“ befand, ein großes Planenzelt mit Holzboden. Die Ausbeute an Gras hielt sich in überschaubaren Grenzen. Zum Glück war es nicht spät, ich sattelte mal ab und ging dann mit den Damen Gassi. Rund um Navarrenx, einer vom König von Navarra nach dem Vorbild der toskanischen Stadt Lucca zu einer Zitadelle ausgebauten Stadt, deren Mauern noch heute erhalten sind und den gesamten Stadtkern umschließen, wächst zum Glück außerhalb dieser Mauern ponyparadiesisch hohes Gras. Ich ließ mir den nächsten Pizzaladen zeigen und ging mit den Mädels mal durch die Straßen grasen. Beim Pizza-Camion gabs eine „Pizza Tartiflette“, was ganz Besonderes, die sättigte ganz außerordentlich. Mit Crème fraiche und Kartoffeln mit Zwiebeln obendrauf, da konnte nix mehr schiefgehen.
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Die Mädels warten brav, bis wir dran sind (und verhindern Vordrängler ;-) |
Bis sich die Ponys sattgefressen hatten, dauerte es ein
Weilchen, was ich dazu nutzte, den Futtersack mit Gras anzufüllen. Erstaunlich,
wie die das machen, das Gras so abzurupfen, ohne die Wurzeln auszureißen – ich
versagte dabei kläglich. Von meinem Schneckentempo reden wir mal nicht. Na
egal, für eine Nachtportion würds reichen. Links ein Pony, rechts ein Pony, den
Sack über der Schulter, schleppte ich uns heim zum Campingplatz und zog wieder
los. Den leeren Sack dabei. Mich noch erinnernd, wo die gemähte Wiese war,
schlenderte ich im Halbdunkel hin und bedankte mich im stillen für die
Grasspende, die ich vom Rand einholte. Leider hatte ich die Handschuhe nicht
mit, es waren jede Menge (au!) Brennnesseln (au!) dabei. Sack geschultert, so
würden wir die Nacht gut überstehen. Und gratis Mineralfutter noch dazu (die
brennenden Nesseln enthalten sie, die Minerale). Ein Bloggen war allerdings angesichts der Futterorganisation an diesem Abend nicht mehr drin, meine kreative Ader war schon erschöpft...
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Selten so gelacht über ein Schild...man betrachte den Untergrund... |
Am Morgen gabs noch eine letzte Miniportion aus dem Sack, alle Brennnesseln waren weg, aber so mit halbleerem Magen kann man nicht los. Erstens, ich holte mir mein Frühstück beim Bäcker und noch auf dem Rückweg eine heiße Schokolade in der Bar „Shakespeare“, treffenderweise von einer Engländerin (diesmal korrekt, England) geführt. Dann sattelte ich in Windeseile unter einer Stunde mit Zaunabbau, und wir waren wieder auf dem Grünstreifen, zum zweiten Frühstück der Mädels.
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Ms. Shakespeare |
Nach Navarrenx quert man den Fluss Gave d’Oloron und zum Glück gings von da an halbwegs vernünftig weiter, d.h. halb der Nebenstraße nach, und dann doch wieder auf Waldwegen, unbefestigten Straßen und Strecken, wo der Randstreifen schon ausgetreten ist, dass auch meine heiklen Damen dort gehen wollen und nicht wegen des zu langen Grases wieder auf dem Asphalt rumtreten. Zu lang darf das Gras ja nicht sein, es könnte ja was drin lauern…(?) Nur bei der Querung der Landstraße (sinnloserweise mal wieder im Zickzack) war wieder eine Unmut-stiftende Aktion, kaum sitzt man mal hundert Meter im Sattel, kommt eine Engstelle – auf die Straße raus! Das war für die Taschen natürlich zu eng – wieder runter, abmachen, Saeta – heute als Reitpferd – durchlotsen, mit Maja leicht überfordert sein, doch da wo die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten, das haben wir schon in Passau gesehen. Auch heute kam der rettende Engel punktgenau an dieser Stelle und nahm mir einfach ein Pferd ab, und schon konnte es leicht weitergehen.
Überhaupt war heute eine Riesengruppe Pilger unterwegs, und irgendwo nach Navarrenx haben wir das Baskenland betreten – was uns bei der abendlichen Essensansprache des heutigen Gite Betreibers Francois (allerdings ein Pariser) auch ganz klar gemacht wurde. Frankreich ist quasi schon vorbei, es lebe das Baskenland. Ich meine, mir ist eh klar, dass die Basken ein eigenes Völkchen sind, genauso wie die Bayern keine Deutschen, hihi. Die heutige Gîte communal ist zwar nicht soo fancy, aber dafür die Leute super nett und das Essen von Mélanie erst…!!! Ein Bohnensalat mit Orangen- und Zitronensaft und Mandelstücken und Kartoffeln aus dem Ofen mit gaaanz viel Knoblauch und Tomaten und Kräutern, die olivenölige Soße zum Reinlegen... Die Ponys bezogen erstmal den Garten, den sie brav mähten, und danach zogen sie für die Nacht noch ein „Stockwerk“ tiefer, wo ich ihnen ein größeres Areal mit zwar kürzerem Gras abgesteckt hatte, aber das mögen sie eh am liebsten.
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