Das fängt ja schon gut an...

 

Ich fühlte mich vollkommen gejetlagged nach den drei Tagen Fahren, hätte nicht gedacht, dass 1700 km mit dem Auto sich so anstrengend anfühlen wie 2200 zu Fuß… Daher beschloß ich schon auf den letzten Kilometern, dass ich die Etappe 1 auf zwei aufteilen würde. Also nochmals von Espalais nach St. Antoine. Und da endlich mal dieses Geheimtipp-Lokal aufsuchen, das letztes Jahr zu hatte (wie so vieles). So hatte ich bloß 12 km vor mir, was auch gut war, denn inzwischen mußten die Ponys mal etwas Ruhe auftanken, Fressen sowieso, die waren bestimmt genauso im Jetlag. Bei Frédéric gabs noch viel Altgras, für deren Geschmack hätte es ruhig noch jünger sein dürfen, aber die konnten fressen wo sie wollten, ich hatte einfach den Zaun vergrößert. Währenddessen versuchte ich aus dem Auto-Chaos ein pferdegeeignetes Packzeug zusammenzustellen, was wie immer gefühlt ewig dauert, wobei man doch glaubt, es jetzt schon zu wissen. Aber dann ist wieder alles etwas anders, und daran muss man sich erst wieder gewöhnen. Bis zum Schluss vermißte ich das Anklick-Kreuz bei den Ortlieb-Packtaschen, ich frage mich, wo das hingerutscht sein kann. Kurzerhand wurde ein Gürtel umfunktioniert, was auch klappte. Hoffentlich hilft der Heilige Antonius wieder mal, das Ding aufzutreiben. Nicht umsonst reite ich nach St. Antoine…

In der Zwischenzeit erreichte mich eine Nachricht, dass Ljúfur, mein Hengst, sich hingelegt hätte. Dann kam ein Foto, das ihn grasend mit Sattel und Zaumzeug zeigte. Die Untertreibungssucht meiner Hofsitterin bereits kennend, ahnte ich Böses… Nicht lange, und sie rief an, sie wären gestürzt, natürlich genau auf ihr Bein, und es täte wohl weh… Aha… und der Helm sei kaputt. Aha!?! O mei, o mei..!! Zum Glück funktionierte der Rest noch, und der Abholdienst kam auch, und nach eingehender Untersuchung war nichts gebrochen, welch Glück. Sonst hätte ich meinen Kram gleich wieder ins Auto packen können… Puh.

Also gut, nach endloser Packerei unter dem riesigen und schönen Vordach von Frédérics Gîte Le Par’Chemin (was ein Wortspiel auf Französisch ist, es heißt sowohl Pergament als auch für den Pilgerweg), dem Einparken des Hängers und des Autos, Übergabe des Autoschlüssels etc. dackelten wir wieder mal los. Zu Fuß erstmal, da die Brücke über die Garonne nach Auvillar bekanntlich eher pferdefeindlich ist. Trotz meiner quasi straßensperrenden Ponyhintern gibt’s immer wieder Blöde, die knapp vorbeifahren müssen, genauso wie es beim Fahren LKW Fahrer gibt, die langsam überholende andere minutenlang anhupen, obwohl sie sehen, dass da Pferde im Hänger sind. Oder auch nicht sehen, wer weiß. Doch so eine LKW-Hupe tönt wie ein Nebelhorn! Die armen Ponys.

Heute aber keine Hupe, zum Glück. Leider auch keine Pizzeria, die Mittagsöffnung war vorüber, wird wohl erst wieder auf dem Heimweg was. Mitten in Auvillar steht ja dieses berühmte Bauwerk, dessen Funktion mir trotzdem nicht geläufig ist, ein Rondell auf Kopfsteinpflaster, das in den Pilgerführern immer wieder zu sehen ist. Diesmal machte jemand dort ein Foto von uns. Vielen Dank. Auvillar ist einfach schön. Wäre da nicht das AKW Golfech, wärs ein Traumstädtchen. John und Cheryl, bei der Vernissage letztes Jahr kennengelernt, wollte ich auch einen Kurzbesuch abstatten, es war diesmal aber nur John daheim. Danach kletterte ich auf Saeta, und nach ein paar Hunde-Anlaufschwierigkeiten mit kleinen Esel-Anfällen (nein, da geh ich nicht) und Diskussionen kamen wir sehr flott voran, auch ein schöner Trab war drin, und schwuppdiwupp, waren wir in St. Antoine. Dort packte ich die Ladys gleich wieder auf den Mehrzweckplatz, wo noch viel Gras stand, und quartierte mich wiederum in meiner Lieblings-Gîte bei Carole ein. Die zwar nur kurz da war, weil sie eingeladen war, aber ich hatte eine super nette Mitbewohnerin, und mit dieser und noch einigen weiteren Pilgern nahmen wir das Abendessen im Restaurant „La Coquille“ ein. Dort stellte sich heraus, dass meine Sitznachbarn, Österreicher, letztes Jahr zur selben Zeit in der Gegend unterwegs gewesen waren. Sie waren bis Cahors gekommen. Irgendwie kam mir das bekannt vor, und es kam zum Vorschein, dass sie auch wie ich in Ussac gewesen waren, ich konnte mich erinnern, dass Dominique die Namen erwähnt hatte, auch Österreich, Vorarlberg, ja genau. Manchmal dauerts halt etwas länger… Wie ich, wollen die beiden heuer vollenden, was letztes Jahr offen blieb. Wir tauschten die Nummern aus, sie werden wohl einen Tag vor mir sein, was heißt, dass sie mich bei unpassierbaren Stellen warnen können, sollte das vorkommen. Schon sehr praktisch. Solch supersteile Abstiege wie von St.Privat d’Allier nach Monistrol hinunter würde ich künftig nämlich gerne vermeiden.

Gut gestärkt und mit dem lokalen Armagnac noch verdauungs- und schlaffördernd ausgestattet, gings in die Heia, die phantastischen Matratzen von Carole werde ich wohl noch ein paar Mal vermissen… 

Erstmal ein Schläfchen

Auvillar, die...te

 

on the road again

St Antoine, der zweite Anlauf

"Meine" Gite, da kann mans aushalten

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