Pamplona und Policia

 



Es stand die Querung von Pamplona zuvor, die mir schon etwas im Magen lag, die Städte sind immer so eine Sache, und Pamplona ist jedenfalls kein Kaff, sondern hat außer seiner Geschichte auch eine Universität und alles, was eine Stadt so hat.

Aber half nix, eine Umgehung sah auf der Karte auch minderlustig aus. Heute war Saeta mal wieder mit Reitsattel dran, sie hatte eine kleine offene Stelle vor der Gurtenlage, dass ich lieber die Ausrüstung wechselte, nicht dass es etwa von den Packtaschen kommt.

Durch die Stadt würde ich sowieso führen, allein schon um dem – wie der Österreicher so schön sagt und hier doppelsinnig – „all-fälligen“ Output meiner Ladys schneller beikommen zu können und sie wirkungsvoll am Schrotten der Ausrüstung sowie Umnieten von Passanten hindern zu können.

Zum Reiten kam ich sowieso nicht wirklich, denn kaum hatte ich mir mal eine Sitzpause zu Roß gegönnt, hieß es auch schon wieder absitzen, sei es, um Wasserflaschen zu füllen (damit man sich nicht die um 1,20 im Automaten kaufen muss) oder Hindernisse zu überwinden, oder weil – im heutigen Falle – der Sattel verrutschte.

Schneller als erwartet überquerten wir auf einer alten Brücke den Fluss, und gleich danach wird der Pilger aufgefordert, sich doch einen Stempel zu holen. Na gut, machen wir das. Während ich den relative nassen Aufdruck trocknen ließ, hatte ich schon Befürchtungen, dass das Saeta-seits als Pause mißverstanden würde, sah auch bedenklich nach hinten. Aber vor der Kirche kann sie sich ja doch zusammenreißen. Es dauerte aber keine 200 Meter, dann wars soweit. Schaufel raus.

Wider Erwarten war dieser Abschnitt recht gemütlich zu begehen, wir tackerten durch die autofreien Sträßchen, bis eine belebtere Gegend begann, wo ich mich geistesgegenwärtig an drei spanische Pilgerinnen plus eine Brasilianerin dranhängte, sie gingen nämlich flotten Schrittes im Viererpack voran, das war die beste Vorhut, die man sich wünschen kann. Durch Einkaufssträßchen, Kreisverkehre, Ampeln, Zebrastreifen, Parks, es ging ganz wunderbar. Falls wer im Weg stand, sorgten sie gleich auf Spanisch für die richtige Ansprache. Als wir an der Kathedrale ankamen, trennten sich unsere Wege wieder, und ich bedankte mich herzlich für den Geleitschutz. Ich dachte, das meiste sei schon geschafft, ließ unter der Brücke die Mädels grasen, und machte mich dann wieder alleine auf die Socken. Weit gefehlt, es ging nochmals an einer Befestigung lang (wo ich die „Presse“ traf, vielleicht schaffen wirs in die Lokalnachrichten, haha) in eine Art verkehrsberuhigte Altstadt, wo ich gleich nochmal die Schaufel zum Einsatz bringen konnte, zur Belustigung der Bier konsumierenden Bevölkerung – die aber gleich mithalf, soviel sei zur Ehrenrettung gesagt. Ansonsten hat man hier den Eindruck, dass das Staunen hier eher nicht stattfindet wie zum Beispiel in St.Jean. Die meisten Leute gehen unbeeindruckt ihrer Wege – außer die Kinder, die sich über die „caballos“ immer freuten und manche Passanten, die "buen camino" wünschten.


 

Zum Glück war ein Bäcker mit Straßenverkauf am Weg, immerhin würde ich nicht verhungern müssen. Im Park machten wir mal ein Päuschen bei wie für diesen Zweck gemachten Anhängestangen. So eine Stadtquerung zehrt viel mehr als die Überlandmarschiererei. Das letzte Stück nach dem Park zog sich, dann kam das Unigelände, und dann meine große Freude Einfallstraße. Die war richtig eklig. Zwar abgeteilt, aber bei den Querungen meint man wirklich, in Spanien bedeuten Zebrastreifen nicht mehr als eine freundliche Empfehlung, kaum ein Auto hält an, obwohl man wartend am Rand steht. Die letzten Kilometer schon im Auge habend, freute ich mich, bald Feierabend machen zu können. Doch weit gefehlt. Trotz „Hufeisen“ hatte die Malteser-Unterkunft nichts anzubieten. Betten schon, aber Ponys? Im Garten kein Gras. 

kurzes Schläfchen im Park

 

Dafür fuhr die Policia vor. Wollten die mich etwa doch noch verhaften? Ich sann schon über das Sündenregister nach. Beschmutzung öffentlichen Eigentums, Verkehrsbehinderung, Erregung öffentlichen Ärgernisses? (unerlaubtes Grasen?)

Alles anders. Immerhin, der gute Mann der öffentlichen Ordnung konnte Englisch, das half schon mal, und teilte mir mit, dass er für die Ponys eine Bleibe organisiert hätte. Bitte, wie?? Ich müßte nur noch 7 Kilometer weitergehen, dort gäbe es eine albergue und einen Reitstall. Er sei hier für die Pilgersicherheit zuständig, verstand ich, aha.  Die Policia, dein Freund und Helfer!

Also ICH bin nicht zu schnell geritten... :-D

 

Nachdem Maja während unseres Gesprächs urplötzlich einen Adrenalinstoß ungeklärter Herkunft hatte, biß ich in den sauren Siebenkilometerapfel und stapfte wieder los. Diesmal würde ich aber reiten. Da die beiden urplötzlich wieder fit waren, wo sie vorher hinter mir her geschlichen waren, hatten wir die restliche Strecke bald hinter uns gebracht - es war ca 5 Grad kühler geworden - und machten uns auf in den Reitstall. Sehr nobel. Springplatz, Reithalle, 2. Reitplatz, Bar, alles da. Ponys schauten bissi blöd hinter Boxengittern, an die große Freiheit gewöhnt, aber heute mal bombensicher untergebracht…  Nur ich wußte noch nicht recht, wo die albergue war, denn auf meinen Anruf war niemand rangegangen. Die nette Dame an der Bar telefonierte kurz, dann war das Problem gelöst. Ein „Taxi“ zum Dorf zurück fand sich auch. (nochmal Gracias!)

Ich vergaß zwar das Waschzeug aus der anderen Packtasche, aber man war so freundlich und half mit Seife und Handtuch aus. Um 21 Uhr waren die halben Pilger schon am Schnarchen, um 22 Uhr die andere Hälfte, während ich noch brav tippte. Blieb zu hoffen, dass es nicht gar zu laut werden würde, das Konzert.

 

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