Saint Jean Pied de Port

 




Mein erklärtes Ziel am Morgen war einfach nur, hier wegzukommen, und zwar fix. Dadurch, dass mir Marie die Unterkunft schon vorbestellt hatte, die direkt am Jakobsweg lag, war zumindest die Destination klar und der Weg dorthin auch, und hoffentlich wuchsen auf diesem jede Menge Gräser, die Mädels schauten morgens recht gepisst drein, nicht nur weil es regnete… Und Lust darauf, nochmal aus dem großen Rundballen mühsam Heu zu rupfen, hatte ich nicht die geringste. Das Frühstück bestand aus trocken Brot mit heißem Wasser, und auf gings. In Rekordzeit war trotz Regens gesattelt, und vor 9 waren wir draußen, nix wie weg.

Maja hatte mittlerweile verständlicherweise ein Eisenplatten-Trauma, zum Glück ging Saeta vor, sonst stünden wir da noch immer. Der Weg nach St. Jean ist – wer hätte es gedacht? – frisch asphaltiert… Zum Glück Nebenstraßen, aber es ist ja Samstag, da sind wieder mal ein paar Jaga unterwegs, aber es hielt sich in Grenzen. Natürlich noch mal die Einfallstraße nach St. Jean Pied de Port, da lassen sie sich aber auch gar nix einfallen, um die Wanderer umzuleiten oder wenigstens abzuschirmen. Wenn man bedenkt, dass hier die meisten französischen Wanderer ihren Zieleinlauf haben…

Doch nach ein paar weiteren Kurven stand ich plötzlich vor dem Stadttor, das sich wie durch Zauberhand auftat, mit jeder Menge Menschen. Und einem Schild, auf dem „equides interdit“ stand, was ich geflissentlich ignorierte, da meine Laune, schon vom Vortag nicht die beste, durch diverse Fressattacken Saeta-seits nicht besser geworden war. Lust zum Umweg suchen hatte ich auch keine. (Der Maulkorb harrt noch einer Reparatur…) Immerhin hatten wir mindestens 2 Stunden Fresspausen eingelegt, um das nächtliche Defizit aufzuholen. 

 


Somit ritt ich verbotenerweise hoch zu Roß in die Stadt ein, über Kopfsteinpflaster, allerseits bestaunt, und war gewillt, auch hier ganz bald durch zu sein, als ein sightseeing-Zug Marke Tschu-tschu uns auf dem engen Sträßchen entgegenkam. Mal wieder runter vom Pferd, und einen Parkplatz suchen. Dann zu Fuß weitergehen, vorbei an den Lädchen, den Staunenden, Grüßenden, sogar Bekannten, oder auch Ignoranten, bis… das Unausweichliche passieren mußte, bei einem kurzen Stopp – na wer wohl, und was wohl, die Pausenkackerin hatte wieder zugeschlagen. Danke, Saeta… Die Schaufel kam zum Einsatz und die Staunenden wurden noch mehr, weil die beiden – zum Glück! – dastanden wie die Salzsäulen, während ich das Gackerl ins Sackerl packte. (Es war ja auch kein Gras anwesend.) Schwitzend ging ich mit den beiden zum Ausgang der Fußgängerzone, es war sau schwül, und suchte mir erstmal ein Plätzchen, um die beiden anzubinden. Der eine oder andere Passant sprach mich an, und ich dachte mir, kann nicht mal wer fragen, ob er auf sie aufpassen könnte, damit ich einkaufen kann? Gerade fertig gedacht, kam der Mitpilger der unaussprechlichen Gîte, den ich bis dahin relativ ignoriert hatte, und fragte genau das. Gewonnen! Universum, deine Wege sind unergründlich 😊

Somit konnte ich auf den letzten Drücker (sogar hier sperren die Lebensmittelläden um 13 Uhr zu!!) noch ein paar Fressalien einkaufen, für die Boulangerie war ich 5 Minuten zu spät dran, da mußte der Baguettomat für 1 € herhalten, es war noch warm, das Ding. Ein Eis hab ich mir dann auch noch gegönnt. Dann wollte ich wieder raus aus dem Gewimmel, schlug den „Napoleon-Weg“ nach Süden ein und begann mit vielen Fresspausen, weil man weiß ja nie, den Anstieg (auf Asphalt…) hinauf zu einem Dorf, das 4 km nach Stadtende liegt und Huntto heißt. Bis hierhin waren wir so zwischen 100 und 200 m Seehöhe herumgedümpelt, jetzt gings rasch hinauf auf 500. Und Roncesvalles liegt auf ca 950, über den Pass bei knapp 1430 müssen wir drüber. Der Wetterbericht war nicht prickelnd, die Ansage für Regen heute hatte gestimmt, danach wars aber besser als angesagt (es kam kein Gewitter). Recht durchgeschwitzt erreichten wir das Domizil, das von einer älteren Dame geführt wird, die sehr bemüht ist, aber manchmal glaube ich schlecht hört (beim Telefonat mit Marie war das schon etwas aufgefallen ("wie? was heißt vegetarisch"?)

Derweilen war mal Sonnenschein, die Mädels waren nassgeschwitzt, und durften auf eine Schafweide, deren Ende nicht absehbar war, also glatt das Gegenteil von gestern. Das Gewälze auf der abschüssigen Wiese war filmreif – ruuuutsch… (wie immer, ist die Kamera nicht dabei) Immerhin, es hätte viel schlimmer kommen können… hier war im Gegensatz zu gestern alles, was man brauchte. Ich warf mal meine Wäsche in die Maschine (hurra, es gab eine!) und schwatzte mit den Mitpilgern, hie und da trommelten Regentropfen aufs Dach. Mal sehen, vielleicht wäre es morgen ja doch nicht so arg, dass man wetterbedingt pausieren müßte, die anderen jedenfalls waren wild entschlossen, den Berg zu erklimmen, und da kann man irgendwie schlecht kneifen.

 

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