3,2,1 Countdown - Die Kunst ist es, den Camino langsam zu gehen II

 


Mittlerweile nicht mehr in Kilometern, nur noch in Tagen denkend und meine beiden nächsten Tagesziele so ungefähr im Auge, wollte ich wiederum früh los, weil man weiß ja nie, und außerdem war für den Nachmittag Regen angesagt. Netterweise hatten Mitch und Nathalie ihre Hilfe beim Aufsatteln angeboten, hurra! Einer meiner Wünsche ans Universum wurde schlußendlich erhört! Es ging zu dritt atemberaubend schnell… was auch gut war, denn wir hatten in der gemütlichen albergue so gut geschlummert, dass wir alle drei verpennt hatten und erst um dreiviertel acht aus den Betten krochen, sehr verwundert – aber da es so leise war am Morgen, hatten alle verschlafen. Kein Geraschel und null Geschnarche, eine Wohltat. Nun ja, im Zelt schnarcht auch keiner, ist aber nicht so gemütlich.

Bereits im Dämmerlicht war aufgesattelt, der Zaun aufgepackt, und zu dritt ging es los. Teils still, teils ratschend, wieder in die Schar der Pilger einreihen. Von denen einige nicht mehr ganz so stramm wie vorgestern marschierten, eher etwas knieweich, Tag 3 von nix gewöhnt sein…? Hihi, wir „alten Hasen“ konnten dazu nur schmunzeln.

Es dauerte nicht lange, da kam Giselle des Weges, der ich gleich wieder Maja in die Hand drückte und heute nicht ganz so schnell mit den Ponys tackerte, weil wir so schön früh und im Flow waren, der gestrige Abend hatte für die vorangegangenen mühsamen Tage entschädigt – was Sonnenschein, ein ruhiger Platz, nette Leute und eine Dusche vermögen, ist doch bemerkenswert. Meine Bestellung Nr. 2 wurde auch geliefert – ein Frühstücksplatzerl mit Wiese dabei, zack, die girls waren schon am Mähen und ich beim Tee trinken. Gemäht wurde vor ein paar Tagen offensichtlich auch der Camino – leider fast nichts mehr übrig an Randgras, da mußte die Ich-häcksle-alles-kurz-und-klein-Monstermaschine drübergefahren sein. Wir fanden trotzdem ab und zu noch Restbestände, die dann von uns gekürzt wurden.

Bevor wirs uns versahen, hatten wir schon 6 km drauf, die Zeit samt Kilometerstand verging im Fluge, das Wetter war gut, die Motivation auch, denn es hatte abgekühlt. Giselle hatte die Idee, ob ihre heutige Herberge eventuell Pferde aufnähme und rief für mich an, das klappte heute reibungslos, nein, überhaupt kein Problem. Na also, geht doch! Die Durchquerung von Melide war mit den zwei Frontpilgern Mitch und Nathalie als Platzmachern und Giselle hinter Saeta und mir am Maja-Cockpit auch nicht schlimm, alle waren beeindruckt, wie sich die Ponys durch Gassen, Gehwege und Fußgängerampeln führen ließen. Sobald sie sich einer Stadt nähern, klappen irgendwie die Aufregungs-Synapsen ein, so scheint es, die Ohren gehen auf Halbmast und sie gehen wie mit Autopilot durch diese unnatürliche Umgebung. Hauptsache, man sagt ihnen, wo es langgeht. Wenn die Stadt vorbei ist, leben sie wieder auf.

Nach Melide mußten wir noch durch Arzua, das klang zwar klein, aber es war aus drei Gründen nicht schön: 1. Es hatte begonnen zu regnen, 2. Die Einfallstraße war gefühlt eine Rennstrecke für LKW, 3. Die Kombination aus beidem. Zum Glück hatte es bald ein Ende, und auch die Camino-Meile in der Fußgängerzone wurde mit vielerlei Blicken der Leute gemeistert, und dann hatten wir noch ein Weilchen zu gehen.

Die albergue lag zwar nicht am Camino, aber das war egal, auch wenn es mittlerweile schiffte, der Poncho hielt stand, ich hatte ihn rechtzeitig angezogen. Der hospitalero, der so gut wie kein Englisch sprach, war ein lustiger Geselle, wir kamen super klar, die Sattelsachen kamen in die garaje (oder heißts hier garaxe?) und es erwartete mich noch ein netter Damenabend, wir waren nur zu dritt – Frauengespräche, na klar.

 

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