Es pustet weiter…
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In der albergue hatten wir es fein zu zweit, richtig Luxus, großes Bad und den Schlafraum nur mit einer Person zu teilen, ist fast schon wie Einzelzimmer. Langzeitpilger Uli aus Mecklenburg-Vorpommern teilte mit mir seine Haferflocken und Cashewkerne, ich schenkte ihm ein paar von meinen Compeed Blasenpflastern, die er nach der gestrigen Dauerdusche recht nötig hatte. Als Wasserleiche zu enden ist eher nicht so erstrebenswert, auch wenns nur Teile vom Körper sind…
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so stellt man sich einen Pilger vor... |
Für den heutigen Tag waren statt der gestrigen 50 Liter pro Quadratmeter bloß 1-2 angesagt, also das riß mich nicht vom Hocker, die Ponys waren mit dem Spielplatzgras recht zufrieden, alles war trocken durch den Wind, auf zu neuen Taten. Irina hatte mir einen Platz in über 30 km Entfernung ausgesucht, kürzer ging nicht, oder eben nur viel kürzer, das wollte ich aber nicht. Lieber die Meter machen, wenn das Wetter paßt, dann hat man wieder Puffer für Sauwettertage.
Die ersten Meter traf ich auf die liebe Luna, wir marschierten gemeinsam stramm die ersten 4 km am Fluss entlang, es gäbe auch eine kürzere Strecke an der Straße, die anscheinend alle anderen eingeschlagen hatten, aber ich reit doch nicht bis Spanien, um dort auf der Straße rumzulatschen. Der Flussweg war auch sehr windgeschützt, da nimmt man 1 km Umweg gerne in Kauf, das Geläuf war optimal, wir trabten munter drauflos. Mal gabs einige spritzelige Schauer, aber der Wind wollte heute absolut nicht nachlassen, daher blieben die Regenhose und der Billig-Regenmantel heute dran, allein schon als Windschutz.
In diesem isländischen Wetter kamen wir bis Carrion de los Condes, wo ich nach dem obligatorischen Saeta-Pausenschiß ohnehin absteigen mußte, und ließ die beiden mal an der Laterne chillen, um mir einen heißen Tee in der Bar zu holen. Der war heute sehr angenehm, in Gesellschaft der Bankangestellten der lokalen Bank in der Mittagspause. Entgegen der Erwartung war dieser Ort alles andere als winzig, immer erzählen die Leute, in der Meseta gäbe es NICHTS, was sich dann doch als mehr herausstellt. Na ja, wer weiß, was die sonst gewohnt sind.
Danach kam die vielgeschmähte „Durststrecke“, wo 17 Kilometer lang „GAR nichts“ käme, kein Wasser, keine Siedlung, keine Menschen…. Was die alle haben, willkommen in meiner Welt, ich erinnere mich an die französische Etappe durch den Wald, wo auch 17 Kilometer lang nichts außer Bäumen kam. Tja, in Spanien sind die Pilger halt noch nicht allzu lange dabei, maximal drei Wochen würd ich sagen. Die haben noch nicht so viel erlebt.
Im "gar nichts“, das sich als durchaus reitbar bzw. gangbar erwies, kam auch immer wieder ein Luzernefeld, miam, die Ponys waren immer noch motiviert, danach kam, wieder mal erst wie durch Zauberhand sichtbar, eine Senke, wo sich die Rettung vor dem Nichts in Form des Dorfes Calzadilla auftat, es waren 36 km auf der Gabi. Der Chef der albergue, Nathanael, war trotz des sensationell günstigen Preises sehr bemüht und nett, ganz wie bestellt, und das Gras richtig satt. Das Beste, es gab einen Windschutz, deshalb wuchs das Gras dort auch so gut.
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