Hilfe, ich bin berühmt – aber es hilft nix.
Es wird immer besser – jetzt helfen die hospitaleras nicht nur beim Abpacken und Zaunbauen, sondern auch noch beim Aufpacken. Auch wenn aus dem Luzernegrasen am Morgen nix mehr wurde, gings doch recht flott und motiviert weiter – allerdings, man muss sagen, wie mit Copy und Paste von gestern. Der Weg war einheitlich. Links Platanen, rechts Weg, ganz rechts Straße (kaum befahren). War aber nicht weiter schlimm, im ersten Dorf konnte ich – hurra! – die Mädels an Bäume hängen, und im Lädchen was einkaufen, plötzlich stand die Amerikanerin, die ich letzten Freitag sozusagen „verloren“ hatte, hinter mir und begrüßte mich mit Namen, ich war ganz verdattert, habe sie aber gleich wieder erkannt. Sie hätte ohnehin mit mir ein Pläuschchen halten wollen, na bitte, das ließe sich jetzt nachholen. Ich gab ihr gleich Majas Strick in die Hand und wir marschierten die Platanenallee gemeinsam. Ihr war vorgestern das Dach in Florida vom Sturm weggeblasen worden, zuvor hatte der Hund eine OP, lauter Dinge, die einen ans Aufhören denken lassen, aber wundersamerweise findet sich auch für sie immer ein Engel, der den Camino weitergehen läßt.
Beim Plaudern erzählte sie mir, dass ich quasi die Berühmtheit des Camino sei, und dass etliche Leute behaupteten, was von mir zu wissen, und von mir erzählten, und zwar die wildesten Geschichten, eine der besten: Ich wäre mit einem mexikanischen (oder brasilianischen?) Typen aus/in Texas zusammen (gewesen) aber das hätte aus irgendeinem Grund nicht hingehauen, ich kriegte schon am Anfang der Geschichte einen Lachkrampf, und habe glaube ich den Rest verpaßt, aber so flott ist die stille Post, oder der Postillion ist einfach mit sehr viel Phantasie ausgestattet…
Wer weiß, was alles durch die Translationsmaschine wandert und entsprechend wild übersetzt wird, ich erinnerte mich gleich an „Dark horse“ von Katy Perry, interpretiert von Digges Ding
https://www.youtube.com/watch?v=zfM60K__mkc
Unsere Wege trennten sich kurz vor Reliegos, wo sie übernachtete, und leider trennte sich dort auch mein Kübel von mir. Wie noch manches andere an diesem Tag, erst verlor ich fast Saetas Sattel, der kam heute zum ersten Mal in Schräglage, vermutlich zu wenig gegurtet. Saetas Meinung wäre: Zu wenig gefressen! Dann meine Jacke, die irgendwie durch die Riemen fluschte, und letztendlich den so praktischen Faltkübel. Die Jacke war nicht weit, nur eine kleine Extrarunde von hin und her 300 Metern und schon hatte ich sie. Nur der Kübel war ärgerliche 6 km weit weg von mir, vermutlicherweise. Ich stoppte beim nächsten Ort, wo sich ein Landmaschinenhandel befand, und versuchte mit Translator, jemanden zu motivieren, am Brunnen nachzuschauen, wo ich die Pferde getränkt hatte. Das wußte ich jedenfalls. Ich fand sogar jemanden, der einen Abstecher mit dem Auto dorthin machte, während die Ponys grasten. Leider Fehlanzeige.
Eigentlich hätte ich noch weiter gehen wollen, bis fast zur Stadtgrenze von León, aber angesichts der Ereignisse hatte ich ein wenig den Biss verloren, somit war in Mansilla de las Mulas (=übersetzt: Klemme der Maultiere) Schicht im Schacht. Die albergue mit Gstettn angesteuert, Kübel ausgeborgt, Abendessen gemacht, Post in den blog gestellt „Kübel gesucht“. Um halb zehn stand die guardia civil vor der Tür. Die hospitalera Julita hatte beim Einchecken mal schnell angerufen, ob sie nach dem Kübel sehen könnten, und schon meldeten sie sich zum Dienst! Wenn ich mir das in Deutschland oder Österreich vorstelle, das würde unsere Beamten einen Grinser kosten und denken würden sie sich „haben die Leute nix Besseres zu tun als uns wegen eines Kübels zu belästigen?“. Mit 120 Sachen düsten sie mit mir nach Reliegos, aber leider… beim Brunnen nix zu finden. Wird wohl schon wer mitgenommen haben, oder ich habe ihn später verloren. Vielleicht weiß es der heilige Antonius?
22:10h. Heia. Würde wohl wieder nix werden mit meinem städtischen Ruhetag.
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