Island Vol. 2

 



Am Morgen standen erstmal Reparaturarbeiten auf dem Programm. Saeta hatte abends noch gemeint, sie müßte dringend an DIESEM Baum vorbei, und mein Fehler war, sie zurückzuschicken, denn es machte „CRACK“ und ein Aufhänger war kaputt. Doch zur genauen Schadensbesichtigung war abends keine Zeit mehr, um Punkt zehn abends lagen ja alle schon im Pilgerbettchen, da kann man nicht noch rumwursteln.

Die beiden hatten auf der Wiese genug zu fressen, sie waren auch morgens noch am Mampfen, sehr gut. Ich besah mir das Problem, ich brauchte einen zweiten Aufhänger, nur, wie? Wir ahnen bereits die Antwort: Kabelbinder! Zum Glück war der Spalt zwischen Tasche und Leiste groß genug, dass ich einen großen stabilen durchfädeln konnte, daneben noch ein paar kleine, fertig war die Tasche. Zum Glück! 

Meine lieben Kabelbinder

 

Dass ich Burgos‘ Kathedrale verpaßt hatte, wurmte mich ein bißchen, aber Zeit, um zurückzugehen oder anderweitig hinzukommen, hatte ich auch nicht. Reparieren, Packen und Einkaufen dauerte bis um elf, so kamen wir mittags los. Pepe hatte noch etliche Fotos von den Ponys geschossen, die Kinder waren auch ganz neugierig, manche sprachen mich auf Englisch an: „beautiful horses“ und so weiter…

Ich traf beim Losgehen wieder die Italiener, die in Granon gekocht hatten, und war gespannt, ob noch mehr Bekannte von Burgos aus unterwegs wären. Dem war nicht so, bis auf die lustige Luna aus Frankreich sah ich niemanden von gestern früh. Allerdings erfuhr ich vom Frühstückskollegen, dass Jacques‘ Isländer „ein Dorf weiter“ wären, da er ihn zum Frühstücken sozusagen „eingeladen“ hatte. Unterwegs kann er aber heute nicht gewesen sein (außer neben dem Weg), ich sah keine einzige Hinterlassenschaft. Vielleicht fährt er ja die Meseta durch, bis Leon…

Es begann eine Landschaft, die durchaus als isländisch bezeichnet werden kann, windig, wenig Bäume, leicht hügelig, karg. Nach einer gut besuchten Etappe bis Hornillos del Camino dünnte sich die Pilgerschar aus, und wir waren so gut wie unter uns. Einzig ein Radpilger mit enormen Mountainbikereifen war noch ein Bekannter aus Granon, Anthony aus den USA, der mir seine Lieblings-Reparaturgummistreifen als Geheimtipp zeigte, das (nach dem Landwirtschaftlichen Allzweckreparaturschnürl) quasi alles fixt.

Handelsvertreter für voile-straps?

 

Ich war nach ca. 14 Kilometern schon unschlüssig, ob ich die Abzweigung verpaßt hatte, weil alles so gleich aussah und man eigentlich die Herberge schon hätte sehen müssen, theoretisch, doch … sie liegt in einer Senke. Nach kurzen 17 Kilometern kehrten wir bereits ein in San Bol, das außer heilkräftigem Wasser, angeblich keinem WLAN (was glaube ich nicht stimmt…)  auch 12 Pilgerbetten und ! Gras ! neben dem Haus zu bieten hat, neben Jens aus Dänemark und Paul aus USA war ich die einzige, die heute den Weg hierher fand. 

Die hospitalera war leicht irritiert, als ich mit meinem Satz „ich habe einen Elektrozaun“ daherkam, sie hatte offensichtlich Angst um die Mitpilger, nicht dass die sich verletzten mit dem Strom! Es brauchte ein Weilchen, bis ich sie überzeugt hatte, dass der nicht gefährlich ist…

Paul war ein Pferdefan und half mir mit dem Abpacken, ich baute den ungefährlichen Zaun. Es war gut windig. Mittlerweile haben wir so ein Ritual, dass, wenn ich den Zaun baue, die Stuten noch überall draußen herumgrasen dürfen, weil da haben sie ja Hunger und gehen nicht weit. Sobald ich fertig bin und den Wasserkübel reingestellt habe, gehen sie hinein und fressen da weiter, dann hält das Gras länger. Vorher aber dürfen sie noch rumbuckeln, wenn Platz ist, und sie das wollen, was sie heute ausgiebig taten. Also von Erschöpfung keine Spur – sehr gut.

Die Kathedrale von Burgos konnte ich am Ende doch noch bewundern: Paul hatte so viele Fotos und Videos gemacht, dass es eine Freude war. Kunstschätze ganz ohne Umwege.

Übrigens: Es gab wieder Paella. Diesmal blieb aber nix übrig 😊

 

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