Jesus bleibet meine Freude

 



Die Herberge in San Juan de Ortega war wirklich einmalig schön, zu schade, dass ich nicht vom Schlafraum ein Foto gemacht habe. Mit soviel Liebe renoviert, da glaube ich gerne, dass der Nachbar ein bissl neidisch ist, aber er könnte es ja auch so machen…

Und das Allerbeste, kein Schnarchkonzert, der Raum war groß und luftig, da verlief sich alles. Von der super Paella zum Abendessen, von der auf dem Teller noch soviel übrig war, dass ich es in meine Tasse packte für morgen, ganz zu schweigen. Am Ende konnten wir nicht mehr, pappsatt war wirklich jeder.

Alle lieben Gesichter machten sich auf den Weg nach Burgos, ich packte auf, und sah mal, dass ich zügig weiterkam, ich hatte nämlich keine Lust, noch einmal vor der Stadt zu pausieren, und hatte in Tardajos buchen lassen (ja, jetzt hatte ich in Irina einen spanischen Remote-Buchungs-Engel, und brauchte mich nicht mit unverständlichen Sätzen herumplagen, hihi). Geschätzt hatte ich das Ganze auf ca 35 km, und war deshalb zügigen Schrittes unterwegs, denn die Stadt war auch noch zu durchqueren. Mal sehen, wie das wieder wäre. Es wurde gesagt, man könne in einem Park durchgehen. Leider hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, mir das auf der Karte anzusehen, und landete nach der Abzweigung genau auf der verkehrten Route, nämlich über den Flughafen und durchs Industriegebiet. Nun ja, der Flughafen war eher ein Häflein, von Luftverkehr keine Spur, und die Gewerbezonen haben immerhin superbreite Gehsteige. Ein radelnder Engländer begleitete mich neugierig ein Weilchen, wir hielten ein Ratscherl, und als einer meiner Handschuhe mal wieder verlustig ging, radelte er kurzerhand zurück und fand ihn sogleich. Danke, Paul und St. Anthony, langsam glaube ich, der Heilige verlangt bald Überstundenzuschlag, so oft wie ich die Handschuhe schon gesucht habe, das geht auf keine Kuhhaut. Wenns aber auch partout nicht geht, mit Handschuh die Gabi oder das Telefon zu bedienen, immer muss einer ab, ich hab mir schon überlegt, sie wie bei kleinen Kindern anzubinden, aber noch habe ich mich dazu nicht durchgerungen.

Es begann der eher schwierige Teil mit den Kindern, Passanten, Geschäften und Fahrrädern. Aus dem Nichts – wie immer halt – erschien der heutige Engel und wies mir den Weg, nämlich den zum Park am Fluss, begleitete mich sogar dahin, der Ehemann mußte aufs Essen heute etwas warten, der Arme…

der heutige Engel am Weg

 

Glücklich aufatmend spazierten wir am Fluss entlang, angeblich wäre dort sogar ein Event mit mittelalterlichen Ritterspielen geplant, meinte mein Engel, vielleicht könnte ich sogar dort unterkommen mit den Ponys. Klang spannend, aber in echt waren die einzigen Pferde, die zu sehen waren, eine kleine Herde Shetlandponys, die in dem Park am Fluss einfach frei grasen durften. Das war dann eher nicht geeignet. 


 
Burgos von "unten"

Also stramm weitergewandert, und irgendwann war ich draußen aus der Stadt – allerdings, ohne die Kathedrale gesehen zu haben, die hat sich in der Oberwelt versteckt gehalten, ich wanderte ja unter allen Brücken durch. Egal, nach einer kleinen Verirrung ritt ich den Fluss auf der anderen Seite entlang weiter, es waren nach Stadtende noch ca.6-7 km, machte noch kurze Bekanntschaft mit Page, einer Dame aus Florida, die derzeit quasi am Camino lebt, zwei Tage in der Woche arbeitet sie, 5 Tage geht sie. Was sie macht, hab ich sie gefragt, sie betreut Menschen mit psychischen Problemen… Allerhand Kundschaft auf dem Camino? Oh yes…

Pferdeäpfel hatte ich nirgends liegen sehen, mir schien, der Franzose hatte andere Beförderungsmittel in Anspruch genommen…

Als ich endlich in Tardajos ankam, die Ponys waren erstaunlich lauffreudig noch zum Ende, hatten wir sage und schreibe die 40 geknackt, es war allerdings auch schon nach sieben, und ich war sicherlich die Hälfte davon zu Fuß gegangen.

Dreimal darf man raten, wie einer der lieben Hospitaleros hieß…. Jesús! Da weiß man gleich, dass man in guten Händen ist! In der Abenddämmerung bauten der absolut coole andere Hospitalero Pepe und ich (der erste, der mithalf!) den Zaun auf, neben der albergue communal war eine Gstettn mit allerlei Zeug, damit wären die Mädels bis morgen fix gut beschäftigt und ich konnte in Ruhe meine Paella fertigfuttern, und ins Bett kraxeln. Diesmal klein, aber trotzdem halbwegs ruhig, die Ohropax blieben arbeitslos.


 

 https://www.youtube.com/watch?v=d9EN27Zh_vg

 

 

 

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