Sar(r)ia - … Abschiede
Ganz stolz war ich, als wir es vor neun noch schafften, aufzubrechen, nach zwei Stunden zusammen- und aufpacken. Gut, dass die Stirnlampe noch nicht verlorenging. Die Laterne, genannt Christina, nach ihrer Spenderin, war schon etwas leer…
Erstmal ging es ordentlich bergauf, ich wählte aus zwei Möglichkeiten die kurze Route, weil man muss es sich ja nicht noch schwerer machen, und reihte mich in die Pilgerschlange ein Die anderen waren heute auch recht flott unterwegs, somit blieb die Karawane recht einheitlich. Nach zwei Stunden gabs ein Wiedersehen sowohl mit Angelika und Peter, als auch… mit Luna, die ich eigentlich längst verloren glaubte, da sie ab Ponferrada etwas Gas gegeben hatte. Die Wiedersehensfreude war groß – doch gleichzeitig nahte auch der endgültige Abschied, denn sie hatte beschlossen, es gut sein zu lassen und mit einer Freundin von Santiago nach Barcelona zu fahren. Tja, solche Entscheidungen kann der Fußpilger leicht treffen, er muss sich ja nur in den Zug setzen. Schade, aber wer weiß, was das Leben bringt, man trifft sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben, oder dreimal, viermal…..
Sie hatte sogar meinen Handschuh gefunden, von denen, die mir der Heilige Antonius bereits vielfach wiedergezeigt oder gebracht hatte, und sogar vermutet, dass es meiner sei, ihn dann aber auf den Zaun gehängt. Vermutlich zur gleichen Zeit entdeckte ich, dass einer fehlte, und warf den zweiten auch gleich weg. Ich hatte genug vom Handschuhe suchen. So sind die beiden jetzt für immer getrennt und doch vereint, irgendwo im spanischen Nirgendwo…
Als krönenden Abschluss ihrer Pilgerreise fanden wir noch einen magischen Platz, der wiederum von Freiwilligen betreut wurde. Mit Obst, Tee, Gebäck, Crèpes, und so manchen anderen Leckereien gegen freie Spende. Und: einem Labyrinth, das wir beide nacheinander entdeckten. Dieser Aufenthalt brachte auch mich wieder ins Lot, because: „if you don’t have a sense of humour it is just not funny“ – eine der Weisheiten des Platzes, und: „why rush to the end and miss out on the MAGIC of now“. Ein wunderschöner Gemüsegarten und sehr originelle Klo-Bauten rundeten das Erlebnis ab, bevor wir uns beide wieder auf den Weg machten, und dabei wieder verloren. Nicht ohne zuvor Fotos gemacht zu haben…
Auf dem Weg nach Sarria sahen wir uns noch einmal, dann aber dachte ich, jetzt hole ich sie nicht mehr ein, doch in Sarria beim ehemaligen Gefängnis, das jetzt zur Touristeninformation umfunktioniert wurde(!), kam sie mir nochmal entgegen, auf dem Weg zum Zug nach Santiago und dann war es endgültig soweit. Gute Reise!
Zum Glück gibt es ja Telefon.
Auf dem Weg raus aus Sarria traf ich wieder neue Weggefährten, die sich bislang vor mir verborgen hielten, zum Beispiel Claudia und Birgit aus Deutschland, und Heather aus den USA mit ihrem Onkel Jerry.
Ich war froh, dass mein Engel wieder eine Herberge gefunden hatte, die uns wollte, und wieder einmal wurde der Fußballplatz zur Ponywiese umgestaltet. Wie schön – duschen! Glaubte ich. Zunächst mußte ich noch meine liebe alte Katze verabschieden – zum zweiten Mal in dieser Woche ein Familienmitglied gehen sehen, auch wenn es „nur“ von der Ferne war, umso schlimmer. Es konnte nichts mehr für sie getan werden außer sie zu erlösen.
Am Ende kam ich doch noch zu meiner Dusche, irgendwie… sogar zu einem Abendessen, wo ich zu meiner Überraschung wiederum Angelika und Peter begegnete, ein Trost in bewegten Zeiten.
Die Amis vom Vortag waren in der gleichen Herberge eingekehrt und bescherten allen einen dezibelreichen Abend. Zum Glück nicht im Schlafraum.
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