Take me home, country roads…. Walk through the storm, Vol. II
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Monica und Nancy gaben sich das Nass |
Im Hostal Puente Fitero lief morgens Countrymusik a la John
Denver, was ich dazu ausnutzte, ausgiebig beim Frühstück mitzusummen, da würde
der eine oder andere Ohrwurm wohl hängenbleiben während des Rittes, um die
Stimmung aufzuhellen. Das war wohl nötig, denn der Wetterbericht hatte
Wassermassen zwischen neun und zwölf angekündigt, die sich auch austobten, die
wollte ich noch abwarten, um dann eine etwas kürzere Etappe etwas später
anzugehen. Das Lästigste am Regen ist nämlich das Satteln währenddessen.
Gehen/reiten ist nicht so arg, weil da das Equipment schon sitzt und nichts
(oder fast nichts) nass wird außer dem Üblichen… Regenzeug, Packsattel,
Taschen, später dann Schuhe, Socken… Hände… Genick… Hintern...
Also besser nicht zuu lange im heftigen Regen reiten…
Dachte ich mir so, ließ mir Zeit, trank vier Tee und traf – oh Zufall – Angelika und Peter, die auch hier ein Heißgetränk zu sich nahmen, sie sahen schon recht getauft aus – irgendwann sind auch die Grenzen der modernen Hi-Tech-Bekleidung erreicht, Wassersäule 100000 mm habe ich auch noch nirgends gesehen… Die hätte man heute vermutlich gebraucht.
Irgendwann raffte ich mich doch auf, riß mich von John Denver los und ritt, bei nur noch leisem Getröpfele Richtung Westen… ha, dachte ich, das hab ich erwarten können. Denkste. Die Damen waren motiviert und trotz Gegenwind von schräg links gut drauf, da dachte ich, wir könnten einen Gang hochschalten. Plötzlich ein WUMMS-Windstoß von gefühlt Windstärke 8, das Regencape blies sich in einer Zehntelsekunde auf, als wenn die Erde bebte, versetzten die Mädels nach rechts und ich hatte beide Hände voll zu tun, sie (hauptsächlich Maja) wieder zu beruhigen, der Wind wollte dies nun rein gar nicht, sondern blies immer noch stark, da machten die beiden, was Isländer eben im Sturm so tun – ihm den Hintern zeigen. Das beruhigte sogleich, zack, die Köpfe waren unten beim Gras am Wegesrand, und so standen wir minutenlang und ließen uns nass anwinden von hinten, Regencape diesmal sehr gut festgehalten. Auch der stärkste Wind läßt mal nach, so dass wir wieder wagen konnten, vorwärts zu gehen. Aber langsamer. 7 Kilometer lang Extremduschen, das war wieder mal ein Erlebnis, es schlägt auch noch den Dauerregen von 2023. Die Wanderer taten mir erst leid, so manches Regencape hielt die horizontalen Windtests nicht aus, von den Trägern ganz zu schweigen.
Zum Glück gab es bald den berühmten Silber(blauen)streif am Horizont, es hörte wieder auf, um wieder anzufangen, wieder aufzuhören… so ging das dahin, wurde aber gegen Nachmittag immer besser. Bei einer Pause ließ ich sie mal fressen, und was fiel Saeta ein? Rein in den nächsten Acker! Der war knöcheltief durch die Regenmassen, und ich kriegte sie gerade noch zu fassen, bevor ich neue braune Stiefel bekommen hätte…
Zum Glück war die heutige Strecke nicht weit, aber zum
Einkaufen kam ich mal wieder nicht – ab 17 Uhr geöffnet in Fromista, das konnte
ich nicht erwarten. Von innen habe ich noch keinen einzigen spanischen
Supermarkt gesehen, entweder wegen der nicht existenten Pferdeanhängemöglichkeit
oder der Öffnungszeiten.
Nach dem Ort haben sie einen Weg recht eigenwillig behübscht – mit Betonsteinen Marke Jakobsweg. Aber warum immer zwei gleichzeitig?? Damit Saeta dran schrappen kann und die geflickte Packtasche herunterfallen kann, deshalb. Die Kabelbinder gaben nach. Ich fand es minderlustig, noch dazu, weil es am vorletzten „Tor“ passiert ist. Jetzt würde ich meine Schrauben zum Einsatz bringen (müssen).
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Ab war der Kabelbinder |
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was müssen die so blöde Betonpoller hinstellen!? |
War aber alles nicht schlimm, in der albergue communal in Poblacion bringt der Barbesitzer einem den Schlüssel und weist gleich auf das Abendessen in der Bar hin. Dort hab ich mir gleich zwei Mahlzeiten auf einmal bestellt und nebenbei die Taschen repariert, die beiden Engel Nerea und Gotzon aus Estella werden nun für immer gewürdigt. Na ja, solange die Taschen überleben…
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