Von 101 Dalmatinern zur besten albergue

 


Auch wenn mich der kleine Umweg gestern genervt hatte, es war nicht umsonst gewesen, ich hatte gut gespeist, die Mädels auch, mit Kraftfutter sogar, und wurde noch zum Ortsende geleitet von der Tochter der Wirtin, Jennifer, die gefühlt 101 Hunde hat, darunter sehr viele Dalmatiner, alles Rassehunde, die bereits welpenmäßig gut erzogen an die neuen Besitzer gehen. Kein Wunder, dass die gute Frau keine Zeit mehr zum Reiten hat…

Heute hatte ich mir vom Universum die besten aller Spanier und die tollsten Mitpilger bestellt…

Durch den Umweg gestern hatte ich den meisten Weg heute ohne Jakob, d.h. ich schlug mich mit Gabis Hilfe durch, was durchaus angenehm war. Kein Pilger in Sicht. Feldwege mit Grünstreifen, durch Ackerland, das auf neue Aufgaben wartete. Zweimal sah ich Bauern spritzen, aber da stand nicht wirklich was drauf, es kann eigentlich nur roundup gewesen sein, arrgh…

Den Tipp mit Granon hatte ich von meinem neuen „Schutzengel“, meiner Vor-Pilgerin erhalten, da sei es nett gewesen und die Pferde könnten im Schulhof stehen. Zunächst mußte ich aber noch durch Santo Domingo della Calzada, und da der Magen knurrte, nahm ich Kurs auf Einkaufsmöglichkeiten. Ich bog ein auf die fast-Fußgängerzone und schwups stand ich vor dem Bäckerladen. Daneben ein Fenstergitter, wo ich die beiden anhängte. Ich war noch keine zwei Minuten dort, schon ringten sich um die Ponys Neugierige groß und klein, wobei sich ein bluecollarman (ich habe ihn leider nicht nach dem Namen gefragt…) besonders hervortat, er kam mit einem Kübel Wasser daher und tränkte die Pferde, hielt die Jungs in Schach, die die Ponys streicheln wollten und half mit beim Ummanövrieren, als ein Lieferwagen partout in diese Gasse wollte. Mir brachte er auch noch einen Pfirsichsaft mit, vielen Dank! Ich konnte in Ruhe mein Pizzabrot verspeisen. Ein paar Worte auf Französisch(!) konnte ich auch wechseln.


 

Gut gestärkt gings dann noch ca. 6 km an der Straße lang, zum Glück diesmal separat, wo die Sonne noch recht sommerlich herunterstrahlte, ich war froh um meinen Helmut, der sich als Sonnenschutz genausogut eignet wie gegen den Regen.

Am Ortseingang erwartet einen gleich ein schöner künstlerischer und kulinarischer Willkommensgruß, ein Übersichtsplan und ein paar Sitzbänke, da weiß man gleich, das ist eine gute Gemeinde. Die Kirche war schnell gefunden, auch der Eingang, da wußten ein paar pausierende Mitpilger gleich Bescheid, und schon checkte ich – heute etwas früher – in der kirchlichen Herberge ein. Die ist schon wirklich etwas ganz Besonderes, man wird gleich herzlich begrüßt, es wurden die Ponys eingecheckt (mal wieder von Jesus persönlich) und der weitere Ablauf wird erklärt. Hier wird gemeinschaftlich gekocht, dann gibt es eine Messe, danach Abendessen, wonach in schöner Eintracht die perfekte „Spülstraße“ auf den Tischen eingerichtet wird. Beginn links mit Spülwannen, zweimal Klarspülen, Abtrocknen, Wegräumen. So hat jeder was zu tun, es ist lustig und ruckizucki ist alles sauber. Stühle eingeklappt, Tische auch, schon siehts wieder aus wie zuvor.

Dann gabs noch eine Art Besinnungsrunde im Chor der Kirche, es wurde ein wenig gesungen, und Gedanken und Gefühle geteilt, im Kerzenschein. Ja, so stelle ich mir Pilgern vor, ein wirklich schönes Erlebnis.


 
Hi-Tech in der Kirche...

Wenn nur…. nicht die Kettensägenrunde gewesen wäre, wäre es perfekt gewesen, aber ich tat kein Auge zu, bis ich nach zwei Stunden den Schlafsack gepackt hatte und mich näher zur Tür verlegt, den Heiligen Schnarchius angerufen, die Ohren verstopft, versucht, das Gesäge an mir vorbeizulassen… Es dauerte lange, bis mich Sankt Schnarch erhörte, vermutlich ließ er den Haupt-Säger mal aufs Klo gehen, dann endlich ein paar Stündchen Schlaf….

Auf der morgigen Bestellliste stünden sicher auch noch "leise Mitschläfer"

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